Verlagschef bläst zum Angriff auf teure Redakteurstarife

Journalistische Qualität zum Billigtarif? Der Verlegerverband Nord will aus dem bundesweiten Tarif für Redakteure aussteigen - sagt der Verhandlungsführer.

Thomas Ehlers, Geschäftsführer von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten sowie Verhandlungsführer des Verbandes Norddeutscher Zeitungsverleger, kündigte bei Betriebsversammlungen in Rostock und Lübeck an, dass künftig für Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein separat verhandelt werde. Seine Begründung, die Redakteure seien zu teuer, provozierte unter den Betroffenen heftige Kritik.

Der Deutsche Journalisten-Verband verwies in einem Flugblatt auf die besonderen Belastungen des Berufs, unter anderem die häufigen unregelmäßigen und schwer planbaren Arbeitszeiten sowie die seit Jahren reduzierte Personaldecke.

Die Attacke auf den Tarif scheint den Vernehmen nach unter den Verlegern selbst nicht unumstritten. Beobachter interpretieren den Vorstoß von Ehlers deshalb als Versuch, sich innerhalb des Madsack-Konzerns zu profilieren, zu dem Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten seit Anfang 2009 gehören. Das mit den Zukäufen deutlich gewachsene Medienhaus aus Hannover gibt sich gegenwärtig eine neue, geografisch gegliederte Struktur. Aktuell steht die Besetzung der „Regionalfürsten“ unter anderem für das „Herzogtum Nord“ an, in dem Madsack auch wesentliche Anteile an den Kieler Nachrichten hält.

In der Vergangenheit hatten Versuche, den Tarifvertrag auszuhöhlen, vor allem in Mecklenburg-Vorpommern zu entschiedener Gegenwehr der Betroffenen geführt.

8. März 2010