Wichtige Werbekunden: Die großen Firmen des Einzelhandels.
Trotz der Medienmarkt der Krise? Eine Untersuchung der Werbeforscher von Nielsen Media Research in Hamburg, die jetzt veröffentlicht wurde, legt das auf den ersten Blick nahe. Demnach hat sich der deutsche Werbemarkt im Oktober überraschend stabil gezeigt. Dem Bericht zufolge wuchsen die die Bruttoausgaben für klassische Werbung um 1,3 Prozent. Aufs Jahr gerechnet, bedeutet das, dass bislang etwa 17 Milliarden Euro für die Werbung in Print- und elektronischen Medien ausgegeben wurden.
Besonders aktiv zeigt sich aktuell der Handel: Große Firmen wie Media-Saturn, Aldi oder Lidl – wichtige Werbekunden der regionalen Presse – erhöhten in den vergangenen Monaten ihre Etats um bis zu 30 Prozent. Die Branche insgesamt steigerte ihr Werbebudget um knapp sechs Prozent auf nunmehr etwa 1,5 Milliarden Euro. Deutlich weniger in Anzeigen und Spots investierten die Autohersteller und Anbieter von Finanzanlagen.
Holger Artus, Vorsitzender des ver.di-Fachbereichs Medien im Norden, analysiert die Zahlen mit Vorsicht: „Der Handel befindet sich in einem Umbruch und auf dem Automarkt sind die Auswirkungen schon deutlich zu spüren.“ Vor allem sei anzunehmen, dass sich das Werbevolumen langfristig verringern werde.
Zunächst reagierten die Verlage mit der Reduzierung von Umfängen und
ähnlich kurzfristig wirkenden Maßnahmen, um die Rendite zu sichern. „In
der Budgetplanung für 2009 werden die Manager weitere Korrekturen
vornehmen wollen.“ Die Rezepte sind bekannt: Personalabbau, Abschied
vom Tarif, Ausgliederung, Fremdvergabe von Leistungen. „Vor allem wird
die aktuelle Krise zu einer neuen Konsolidierung, sprich weiterer
Konzentration im Markt führen. Die aktuelle Diskussion um den Verkauf
der Springer-Tietl ist das nur der Anfang; weitere Übernahmen werden
wohl schon bald auf die Tagesordnung kommen.“
Auf diese Entwicklung, die wahrscheinlich „die härteste
Herausforderung seit der Anzeigenrezession 2001/2004“, gelte es sich
vorzubereiten. In den Betrieben müsse sich ver.di verstärkt darauf
einstellen, mit Sparpaketen zu Lasten der Beschäftigten konfrontiert zu
werden. Öffentlichkeit und Politik aber müssten sich fragen, ob die
Rahmenbedingungen ausreichten, die Funktion der Medien für die
Gesellschaft zu gewährleisten. „Die Krise und ihre Folgen machen die
Gefahr akut, dass die Pressefreiheit und -vielfalt auf dem Altar der
Rendite geopfert werden.“