SVZ macht Zeitungsdruck in Schwerin dicht
Schwarzer Freitag in der Landeshauptstadt: Kurz vor dem Wochenende
gab die Geschäftsleitung der Schweriner Volkszeitung (SVZ) die
Schließung ihrer Druckerei bekannt. Das Aus kam mit „Ansage“ – vier
Monate nach dem Kauf der „prima Rotationsdruck Nord“ im 35 Kilometer
entfernten Wittenburg, wo die Tageszeitung ab Anfang 2014 gedruckt werden soll.
Bis zuletzt hatten die 52 Mitarbeiter des Zeitungsdrucks in Schwerin
gehofft – nun steht für die Konzernmutter Schleswig-Holsteinischer
Zeitungsverlag (sh:z) nur noch ein Sozialplan zur Debatte. Bei einer am
Freitagnachmittag einberufenen Mitarbeiterversammlung verkündete die
Geschäftsleitung die Schließung bis Anfang März 2014.
Überraschend
kommt das Ende nicht – die Maßnahme wurde offenbar von langer Hand
vorbereitet. Als im Februar 2013 mit Übernahme der Anzeigenblatt-Gruppe
des Ratzeburger Unternehmers Flaschka auch die Druckerei im 35 Kilometer
von der Landeshauptstadt entfernten Wittenburg an den sh:z ging, warnten Insider vor einem
schnellen Aus für den Druckstandort Schwerin. Nächster Schritt war die
Verlagerung von Produktionsaufträgen für einzelne Anzeigenblätter von
Wittenburg in das sh:z-Druckzentrum im holsteinischen Büdelsdorf.
Mit
dem Zünden der dritten Stufe wird das von „Qualität und Vielfalt
sichern“ im März schon umrissene
Szenario Wirklichkeit, was auch die
Leser der SVZ bald zu spüren bekommen werden. Wie vor einem Jahr der
Nordkurier, soll das Blatt Anfang 2014 auf das in Wittenburg
vorgegebene, etwas kleinere „Berliner“ Zeitungsformat umgestellt werden.
Im
Vergleich zu Schwerin, wo der Austausch der überalterten Technik seit
Jahren überfällig war, ist „prima Rotationsdruck“ mit einer modernen
Maschine des Typs KBA Colora und der älteren, 2010 überholten MAN Uniman
gut gerüstet, um neben einer Millionenauflage diverser Anzeigenblätter
auch noch die inzwischen auf 98.000 Druckexemplare geschrumpfte SVZ zu
produzieren. Lediglich eine weitere Weiterverarbeitungslinie für das
Einstecken von Beilagen muss noch montiert werden.
Allerdings
holt sich der sh:z ein neues Problem ins Haus: Nach dem aktuellen Szenario würde die SVZ als
einziges Blatt aus der Riege der ansonsten im größeren „Rheinischen“
Format erscheinenden Tageszeitungen der Verlagsgruppe ausscheren. Gleichzeitig sollen die Schweriner aber immer enger an die Kette der
Flensburger Zentralredaktion gelegt werden.
Wie schwierig das
sein kann, führte die Auflösung der gemeinsamen Mantelredaktion von SVZ
und Nordkurier vor Augen, deren Ende auch mit den
Anpassungsschwierigkeiten nach der Formatumstellung in Neubrandenburg
erklärt wurde.
Als Radikalsanierer hat der sh:z in Schwerin seit
der Übernahme von der Burda-Verlagsgruppe vor acht Jahren „ganze Arbeit“
geleistet. Nach Schließung der Druckerei bleiben nur noch gut 130
Mitarbeiter übrig, wobei die meisten in Außenredaktionen tätig sind.
2005 zählte der Verlag noch 340 Beschäftigte.