Allround-Talent zum Mini-Preis? Per Inserat in der Schweriner Volkszeitung macht sich der Zeitungsverlag Schwerin auf die Suche nach „freien redaktionellen Mitarbeiter/innen für Parchim/Lübz und Umgebung“ sowie „Perleberg/Wittenberge und Umgebung“ für das Anzeigenblatt „express“. Das Anforderungsprofil entspricht einem Redakteur: Der „Spaß am Recherchieren“ wird ebenso erwartet wie „ein Organisationstalent“ und die Fähigkeit, „in stressigen Situationen stets den Überblick“ zu behalten.
Kein Wunder: Bis vor kurzem arbeiteten professionelle Journalisten auf den entsprechenden Stellen. Dann kam die jüngste Sparwelle in dem seit 2005 von seiner 100-prozentigen Mutterfirma, dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag aus Flensburg, immer wieder gebeutelten Medienhaus mit Sitz in der Landeshauptstadt, das mittlerweile nahezu die Hälfte der vor vier Jahren noch dort Beschäftigten verloren hat.
Dem neuen Kahlschlag sollen neben der Produktion von Anzeigen – ihre weitgehende Verlagerung nach Schleswig-Holstein gilt als ausgemacht – auch bislang verbliebene Reste der Verwaltung und Service-Bereiche, etwa die EDV-Experten, zum Opfer fallen. Gespart wird überdies einmal mehr im journalistischen Bereich: Redakteure werden vor die Tür gesetzt; einige erhielten aber die „Chance“, sich als freie Mitarbeiter – zu deutlich schlechteren Bedingungen – beim ehemaligen Arbeitgeber erneut zu verdingen.
Gegenwärtig beginnen die ersten Kündigungsschutzverfahren vor dem
Schweriner Arbeitsgericht.