Als Trennung vom „Tafelsilber“ bewertet das Branchenmagazin „Werben & Verkaufen“ den neuesten Deal in der Regionalpresse des Nordens: Die Axel Springer AG gibt die Elmshorner Nachrichten (Auflage: 11 000) an den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z) ab. Im Zuge des Verkaufs stocken die Flensburger ihren Anteil am A. Beig-Verlag von 55 auf 79 Prozent auf; den Rest halten zunächst weiter die Kieler Nachrichten. In dem Verlag erscheint neben dem Pinneberger Tageblatt (13 000) auch das Quickborner Tageblatt sowie das Scheenefelder Tageblatt.
Über den Verkaufspreis wurde nichts bekannt. Stattdessen ließ die Springer AG verlauten: „Die Beteiligung an den Harburger Anzeigen und Nachrichten und die Regionalzeitung Bergedorfer Zeitung verbleiben aufgrund ihrer Bedeutung für die Aktivitäten des Unternehmens im Kernraum Hamburg im Portfolio.“
Was für die Aktionäre des Hauses Springers zunächst positiv erscheinen mag, könnte für die Beschäftigten schnell zum existenziellen Problem werden. Während sich die einen über einen gerade verkündeten 571,1 Millionen Euro und damit auf den höchsten Wert in der Unternehmensgeschichte Springers freuen dürfen, bangen die anderen um ihre Jobs. Denn der sh:z ist als radikaler Rationalisierer bekannt: Dem Kauf der Schweriner Volkszeitung 2005 folgte der Abbau von einem Drittel des Personals und die Verlagerung zahlreicher Aufgaben nach Flensburg.
Beim jüngsten Zukauf gehen die Blicke zunächst nach Bergedorf, wo noch die Anzeigen der Elmshorner Nachrichten gestaltet werden. Zieht der sh:z diesen Auftrag ab? Mit der von gegenwärtig 187 000 Exemplaren täglich weiter wachsenden Gesamtauflage der Verlagsgruppe wächst zudem aus betriebswirtschaftlicher Blickrichtung der Effekt redaktioneller „Synergien“: Was bisher auf den Austausch von Beiträgen beschränkt war, könnte sich schnell zur Zentralproduktion ganzer Seiten auswachsen. Mit dem tariffreien Ableger mv:m, der ab April neben der Schweriner Volkszeitung auch dem Nordkurier den Mantel zuliefern soll, ist der passende Anbieter schon auf dem Markt etabliert; in Schleswig-Holstein harrt eine ebenfalls ausgegliederte Sportredaktion weiterer Abnehmer.
Bereits im vergangenen Monat hatte Springer seine
Minderheitsbeteiligungen an der Leipziger Volkszeitung, den Lübecker
Nachrichten (LN), den Kieler Nachrichten sowie den Anteil an der
norddeutschen Verlagsholding Hanseatische Verlags-Beteiligung an die
Verlagsgruppe Madsack in Hannover verkauft. Die LN schluckten im Zuge
des insgesamt 310 Millionen Euro umfassenden Mega-Geschäfts die
restlichen 50 Prozent an der Ostsee-Zeitung, die sich nun vollständig
in der Hand des Gesellschafters an der Trave befindet, der beiden
Blättern seit 2006 eine immer engere Kooperation verordnet hat.