Rekord! Ostsee-Zeitung fährt höchsten Gewinn seit Jahren ein
Während die Klagen über rückläufige Auflagen, sinkende
Anzeigenerlöse und zu hohe Personalkosten kein Ende nehmen wollten, hat
der Madsack-Konzern im vermeintlichen Krisenjahr 2016 mit seinem
Rostocker Verlag glänzend verdient. Er steuerte 8,4 Millionen Euro zum
Ergebnis der Lübecker Nachrichten bei.
Die Ostsee-Zeitung (OZ) bleibt einer der erfolgreichsten Verlage der
Hannoveraner Mediengruppe, doch für die Mitarbeiter hat das einen mehr
als bitteren Beigeschmack. Während der Konzern, dessen größter
Einzelgesellschafter die SPD-Medienholding ddvg ist, mit seinem
Sparprogramm „Madsack 2018“ rigoros aufräumte, die Verkleinerung der
Redaktion um 25 Prozent der Stellen sowie drastische Einschnitte im
Verlagsbereich bis hin zu Kündigungen durchsetzte, wurde das Unternehmen
auf Rekord-Rendite getrimmt: 2016 gab es mit 8,4 Millionen Euro den
höchsten Ertrag seit Übernahme des ehemaligen Springer-Titels durch
Madsack im Jahr 2009. Das geht aus dem jetzt im Bundesanzeiger
veröffentlichten Jahresabschluss (Download unten) hervor.
Von
jeher sind die Rostocker Zeitungsmacher so etwas wie die Lebensversicherung
der Lübecker Nachrichten GmbH (LN), die nicht nur 100-prozentiger
Gesellschafter der OZ ist, sondern noch eine Reihe weiterer Unternehmen,
darunter Anzeigenblätter und Mediendienstleister, hält. Mit 8,9
Millionen Euro fiel der LN-Gesamtgewinn nur 2016 nur unwesentlich höher
als der OZ-Anteil aus.
2015 lasen sich die Zahlen deutlich
schlechter: Während die OZ „nur“ 2,3 Millionen zum Ergebnis beitrug,
rutschten die Lübecker insgesamt mit -0,85 Millionen ins Minus. Grund
dafür waren millionenschwere Rückstellungen für anstehende
Restrukturierungsaufwendungen, wie die Folgen von „Madsack 2018“ im
Jahresabschluss genannt werden. Die Kosten für Personalabbau und
Sozialpläne wurden also vorab verbucht.
Insgesamt stehen die
Verlage deutlich stabiler da, als es deren Manager in der Öffentlichkeit
darstellen. Während das Anzeigengeschäft leicht rückläufig war, wurde
insbesondere mit Abo-Erlösen gut verdient, wobei allerdings die Leser
mit entsprechend starken Preiserhöhungen zur Kasse gebeten wurden. Dass
die Belegschaften von OZ und LN mit „Madsack 2018“ kräftig bluten
müssen, spiegelt sich bereits in der 2016er-Bilanz: Der Personalaufwand
sei gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 2,4 Millionen Euro (12,8 Prozent)
reduziert worden. Da der Stellenabbau seither weiter forciert wurde –
aktuell steht die Verlagerung von Online-Redakteursstellen nach Hannover
auf dem Plan –, und die Verlage in Rostock und Lübeck neue Mitarbeiter
nur noch in tariffreien Tochterfirmen einstellen, dürfte sich dieser
Effekt in den nächsten Jahren weiter verstärken.
Dass sich der
Mindestlohn laut Bilanz „ergebnisbelastend“ auswirkt, 2016 die
Logistikkosten der LN-Gruppe um 1,6 Millionen Euro anstiegen, dürfte
unter diesen Umständen zu verschmerzen sein. Doch da haben die Klagen
der Verlage bereits in der Bundespolitik Gehör gefunden. Die große
Koalition aus CDU und SPD hat angekündigt, den
Rentenversicherungsbeitrag für auf Mini-Job-Basis arbeitende
Zeitungszusteller von 15 auf 5 Prozent zu senken. Über das, was auf
Seite 93 des Koalitionsvertrages nachzulesen ist, hüllten sich die
Verlage bei ihrer Berichterstattung bisher in Schweigen. Und die SPD,
die davon über ihre Medienholding gleich mit profitiert, hängt das
naheliegenderweise auch nicht an die große Glocke.
Bilanz gibt Aufschluss über Beteiligung
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Im Bundesanzeiger ist der Jahresabschluss 2016 der Lübecker Nachrichten GmbH, der auch das Ergebnis der Ostsee-Zeitung enthält, am 6. März 2018 veröffentlicht worden.