In der Medienszene machen einmal mehr Verkaufsgerüchte die
Runde: Weil der Springer-Verlag seine Strategie in Frage stellt,
bekommt die Ostsee-Zeitung womöglich einen neuen
Eigentümer.
Der Axel-Springer-Verlag verkauft unter Umständen seine Minderheitsbeteiligungen an Regionalzeitungen, darunter auch den 50-Prozent-Anteil an der Ostsee-Zeitung. Das berichtet das Branchenmagazin Kontakter in seiner jüngsten Ausgabe.
Die Ostsee-Zeitung (OZ) gehört seit Mitte der 90-er Jahre zum
Springer-Konzern. Zunächst hatten die Lübecker Nachrichten nach der der
Wiedervereinigung den Rostocker Verlag, der die größte Tageszeitung
Mecklenburg-Vorpommerns herausgibt, erworben, dann aber die Hälfte
ihrer Anteile an den Medienkonzern abgegeben. Seit 2006 wird unter
einer gemeinsamen Geschäftsführung an einer Kooperation der Titel
gearbeitet, die bereits eine gemeinsame Mantelredaktion in Lübeck
gebildet haben. Laut der öffentlich verfügbaren Zahlen erzielte die OZ
zuletzt ein Ergebnis von 5,3 Millionen Euro.
Betroffen von einem Verkauf wären dem Bericht zufolge auch die Beteiligungen an den Lübecker und Kieler Nachrichten. Auch der 23-prozentige Anteil an der Hanseatischen Verlagsbeteiligungs AG (HVB) soll demnach abgegeben werden. Über diese Firma hält Springer zusätzliche indirekte Beteiligungen an Lübecker und Kieler Nachrichten sowie weiteren norddeutschen Blättern.
Als möglicher Abnehmer der Zeitungen wird die Madsackgruppe aus Hannover (Hannoversche Allgemeine Zeitung) gehandelt, eventuell im Verbund mit dem WAZ-Konzern aus Essen. Als Kaufsumme wird laut Kontakter ein Betrag zwischen 300 und 400 Millionen Euro genannt.
Beide Verlage werden auch als Interessenten für den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z) gehandelt, der seit 2005 Eigentümer der Schweriner Volkszeitung ist.
Erst in der vergangenen Woche war berichtet worden, dass Springer
womöglich seinen 50-Prozent-Anteil an der Leipziger Volkszeitung an
Mitgesellschafter Madsack veräußern wolle, der ein Vorkaufsrecht
besitzt.
Springer wollte die Gerüchte bislang nicht kommentieren. Träfen sie
zu, würde das eine erhebliche Änderung der Verlagsstrategie
bedeuten.