Nordkurier rollt die Flagge ein
Verlust an Nähe: In Waren, Malchin und Demmin schließt der Regionalverlag Peene-Müritz seine Servicepunkte und entlässt langjährige Mitarbeiter.
Der Nordkurier (Eigenwerbung: „Flagge zeigen“) rollt in Waren, Malchin und Demmin die Fahne ein. Just zu Ferienbeginn bekam ein halbes Dutzend Mitarbeiter des Regionalverlags Peene-Müritz die Kündigung zugestellt. Ende des Jahres sollen in den drei Städten die „Servicepunkte“ genannten verlagseigenen Geschäftsstellen des Blattes schließen, die zudem als Sekretariate der örtlichen Redaktionen dienen.
Während andere Medienunternehmen – etwa in der Madsack-Gruppe, zu der auch die Ostsee-Zeitung gehört – versuchen, in ihren Läden zusätzliche Umsätze zu erzielen, setzt das Regionalblatt aus Neubrandenburg auf eine vermeintlich billigere Lösung. Sie geht zum einen auf Kosten der verbleibenden, schon jetzt hoch belasteten Redakteure in den Redaktionen, denen die letzte Unterstützung entzogen wird.
Bescheiden sollen sich zudem Leser und Kunden. Künftig müssen sie bei noch nicht benannten Partnern ihre Anzeigen aufgeben oder sich mit per Telefon und Internet an den Verlag wenden, um ihre Zeitung in den Urlaub umzuleiten. Branchenkenner glauben, dass dieser Kurs die ohnehin schwindende Bindung vieler Menschen an ihre Heimatzeitung weiter schwächt. Mehr statt weniger Nähe und Service sei das Gebot der Stunde.
Für die entlassenen Teilzeitkräfte, die oft über Jahrzehnte für den Nordkurier gearbeitet haben, gibt es immerhin die mit dem Betriebsrat vereinbarte Option, für maximal ein Jahr in eine Beschäftigungsgesellschaft zu wechseln. Zudem mildert eine Abfindung etwas den Verlust des Jobs.
Erfolglos blieben die Arbeitnehmervertreter mit ihrem Versuch, über Alternativen zu Entlassungen zu verhandeln. Hier zeigt sich eine bittere Konsequenz des seit 2007 systematisch in mehr als ein Dutzend tariflose Firmen zerschlagenen Kurierverlags: Zuständig sind die Betriebsräte jeweils nur für eine kleine Firma mit in der Regel nur ein paar Dutzend verbliebener Mitarbeiter. Da fällt die Suche nach Ersatzstellen schwer.