Ein Drittel der Mitarbeiter in der Mantelredaktion des Nordkurier, die zum 1. April aufgelöst werden soll, könnte gekündigt werden. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer aktuellen Ausgabe unter Berufung auf ein Gespräch mit dem Neubrandenburger Geschäftsführer Lutz Schumacher. Gespräche würden mit den Betroffenen in den kommenden Tagen geführt. Zunächst hatte die Leitung in einer Mitarbeiterinformation zu beschwichtigen versucht: „Kündigungen in einem arbeitsrechtlich relevanten Umfang sind derzeit nicht geplant.“
Die Zentralressorts des Blattes sind gegenwärtig mit rund 30 Mitarbeitern tätig. Wer keinen blauen Brief bekommt, soll in die Lokalausgaben oder Internetredaktion wechseln oder hat bereits einen Altersteilzeitvertrag unterschrieben. Nur eine noch nicht bezifferte „Rumpfredaktion“ soll im Haupthaus verbleiben, um das von der mv:m angelieferte Material zu „veredeln“.
Entgegen der vollmundigen Bekundungen des Geschäftsleitung in der Mitarbeiterinformation („Ausschließlich der Chefredakteur des Nordkurier bestimmt die inhaltlichen Vorgaben, Themenauswahl, publizistische Linie des Nordkuriers.“) dürfte es also schlicht an Kapazitäten fehlen, dem Nordkurier ein eigenständiges Profil zu geben. Es findet also genau jener „schleichende Rückbau der Redaktionen“ statt, den Spar-Kommissar Schumacher angeblich verhindern will.
Ein Problem bei der Umsetzung des als alternativlos dargestellten
Plans („Der Kurierverlag und seine Zeitungen werden gestärkt – egal,
welche Auswirkungen die aktuelle Wirtschaftskrise noch bringen wird.
Was wir hier in Neubrandenburg auf den Weg bringen und im vergangenen
Jahr gebracht haben, steht den meisten Tageszeitungen in Deutschland
noch bevor.“) ist die gewählte Interessenvertretung. Deren vorzeitige
Neuwahl betreibt die Leitung gegenwärtig aktiv. Dahinter vermuten viele
ein Ziel: Ein Betriebsrat, der mit Vorbereitung und Durchführung der
Wahl beschäftigt ist bzw. sich danach erst konstituieren muss, wird auf
Kündigungen womöglich nicht angemessen reagieren können.