Mit der Einigung auf einen Sozialplan ist die Schließung der in die Firma MV Medien Service ausgelagerte Anzeigenproduktion des Nordkuriers vollzogen. In ihre Stelle tritt die in Leipzig ansässige Firma S:C:S. In der Mantelredaktion gehen ebenfalls die meisten Lichter aus.
Der Abbau der Nordkurier-Mantelredaktion ist weit fortgeschritten.
Nachdem Anfang April die Schweriner mv:v, die ausgegliederte
Mantelredaktion der Schweriner Volkszeitung, die Produktion für
Neubrandenburg übernommen hat, werden dort nur noch regionale
Sportseiten, Autoseiten und einige andere im Ressort Leserverbindungen
gefertigt. Auf den anderen Seiten tauchen nur noch sporadisch Beiträge
aus der Feder von Nordkurier-Mitarbeitern auf.
Von über 30 Leuten - einschließlich der Sekretärinnen der Chefredaktion - sind jetzt nur noch etwa zehn tätig. Kaum ein halbes Dutzend Mitarbeiter wechselten in die mv:m – zu erheblich verschlechterten Konditionen. Als gestandene, langjährige Redakteure wurden sie zunächst „auf Probe“ in Schwerin eingestellt; die Betriebszugehörigkeit beginnt erneut bei Null. Zahlreiche andere wurden nach einem Aufhebungsvertrag mit dem Kurierverlag - damit wurden Mitbestimmung des Betriebsrates, Kündigungsfristen und juristische Auseinandersetzungen „gespart“ - in den ausgegliederten, tariffreien Regionalverlagen oder anderen Tochterfirmen zu schlechteren Bedingungen (längere Arbeitszeiten, weniger Urlaub, „erfolgsabhängige“ Sonderzahlungen) eingestellt.
Für einige andere ist die Zukunft weiter unklar. Ihnen droht unter
Umständen demnächst die Kündigung.
Das engagierte Ringen des Betriebsrates und der Gewerkschaften brachten am Ende zumindest materielle Verbesserungen für die mehr als 30 Betroffenen. Weil die Interessenvertretung den Weg vors Gericht und in die Einigungsstelle nicht scheute, bekamen sie ihre Kündigungen zwei Monate später - und somit zwei Monate länger Lohn und Gehalt. Entgegen von Versuchen der Nordkurier-Leitung, die Entlassenen möglichst billig abzuspeisen, erreichte der Betriebsrat zudem Abfindungen im Umfang des in der Unternehmensgruppe gültigen Rahmensozialplans sowie die Möglichkeit, durch den Wechsel in eine Transfergesellschaft der Arbeitslosigkeit zu entgehen und Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Job zu erhalten.
Das Ziel, die Schließung des Bereichs wenigstens teilweise zurückzunehmen, konnte nicht erreicht werden. Damit verliert Mecklenburg-Vorpommern drei Dutzend qualifizierte Arbeitsplätze, denn die Anzeigen des Nordkuriers (Motto: „Flagge zeigen für die Menschen, die hier leben.“) werden künftig in Sachsen gestaltet. Sperling Computersatz Medienproduktion (S:C:S) heisst der neue Anbieter, der neben seinem Hauptsitz in Leipzig auch Außenstellen in Berlin, Hamburg, Hannover, Altenburg und Neu Isenburg unterhält. Die Firma wurde 1992 gegründet und hat in den vergangenen Jahren verschiedene Kunden gefunden, darunter Springers Hauptstadtzeitung „BZ“. Die Mitarbeiter, die dem Vernehmen nach dem grafischen Gewerbe häufig ebenso fremd sind, wie ihnen dessen Tarif unbekannt ist, werden ausgenutzt, um Gestaltungsaufgaben zu Dumping-Konditionen zu erledigen.
In Neubrandenburg verbleibt nur der fade Nachgeschmack einer systematischen Abwicklung: Die Anzeigengestaltung des Nordkurier war 2006 in die 100-prozentige und vor allem tariffreie Tochterfirma MV Medien Service ausgegliedert worden. Schnell wurden den Mitarbeitern unter Verweis auf das schwierige Marktumfeld und die billige Konkurrenz Einschnitte bei Lohn und Gehalt abgenötigt.
Das „Aus“ kam überraschend im Herbst vergangenen Jahres – die im
Personalabbau erfahrene Leitung des Neubrandenburger Hauses hatte in
S:C:S den billigen Jakob gefunden. Mit einem Streik wehrten sich die
Betroffenen gegen ihren Rausschmiss – am Ende immerhin mit einem
Teil-Erfolg.