Nordkurier-Manager von Bord gegangen
In der Chef-Etage der Verlagsgruppe im Osten von
Mecklenburg-Vorpommern wird es einsamer: Nach dem langjährigen
Chefredakteur ist das Blatt auch noch seinen zweiten Geschäftsführer
los. Der Abschied von Tilo Schelsky zeichnete sich allerdings schon
länger ab.
Das
hatte Lutz Schumacher – seit Jahresbeginn Geschäftsführer und
Chefredakteur in Personalunion – gerade noch gefehlt: Mit dem Weggang
von Nordkurier-Vize
Tilo Schelsky, dessen Wechsel zur Mitteldeutschen Zeitung in Halle, Ende
Juni offiziell bekannt wurde, ist Schumacher erst mal fast allein auf
weiter Flur.
Überraschend kommt der Ausstieg des Managers
allerdings nicht. Bereits im März wurde die Belegschaft in
Neubrandenburg auf den unvermeidlichen Abschied eingestimmt – kurz vor
das
Nordmagazin des NDR-Fernsehens die Personalie vermeldete. Schelsky
suche „neue Herausforderungen“, ließ die Chef-Etage des Nordkuriers
verlauten. Gegen anderslautende Berichte, die Trennung sei nicht so
schiedlich-friedlich erfolgt, setzte sich der Manager mit juristischen
Mitteln zur Wehr.
Wie auch immer:
Das Ausscheiden des zweiten Geschäftsführers kommt für das Blatt zum
denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, ist doch das ehrgeizige Projekt des (Wieder-)Aufbaus einer
eigenständigen Mantelredaktion gerade erst auf den Weg gebracht.
Nach
dem freiwilligen Abschied
des früheren Chefredakteurs Michael Seidel und der wenig später
erklärten
Auflösung der Redaktionsgemeinschaft mit der Schweriner Volkszeitung ist
Schumacher nun an zwei Fronten Feuerwehrmann. Ein neuer Chef an der
Spitze der Redaktion, die der Manager vorerst weiter kommissarisch
leitet, ist immer noch nicht in Sicht, und auch der Stuhl des zweiten
Geschäftsführers bei der federführenden Kurierverlags GmbH & Co. KG
bleibt vorerst vakant.
Reichlich Bewegung gibt es seit
Jahresbeginn dagegen bei einer Reihe von Kleinunternehmen der in mehr
als zwei Dutzend Einzelfirmen aufgesplitteten Verlagsgruppe, wo sich
Schumacher offiziell aus der Leitung heraushält, Schelsky nun aber eine
Reihe von Posten freimachte. Auffälligste Personalie bei der munteren
Rochade von Mini-Firmen-Chefs: Holger Timm, zuvor Geschäftsführer des
unter anderem vom Nordkurier kontrollierten Anzeigenblatt-Verlages
„Blitz“, rückte an die Spitze der für die Mantelredaktion zuständigen
Nordost-Redaktion GmbH, der Nordost-Sport GmbH sowie der Regionalverlage
Mecklenburgische Seenplatte und Peene-Müritz.
Ex-Geschäftsführer
Schelsky ist nun zweiter Mann an der Spitze der Mitteldeutschen Druck-
und Verlagshaus GmbH & Co. KG, die von der Kölner Mediengruppe
DuMont Schauberg gesteuert wird. In Neubrandenburg war der Vertriebs-
und Marketing-Experte Anfang 2009 in die Geschäftsleitung aufgerückt und
hatte wie Schumacher schnell den Ruf des
Radikal-Sanierers weg.
Bei der Zerschlagung des Nordkuriers spielte der heute 47-Jährige eine zentrale
Rolle. Bereits kurz nach Amtsantritt lieferte Schelsky sein
„Gesellenstück“ ab – mit der Auflösung der Anzeigenproduktion, deren
Arbeit ohne viel Federlesens nach Leipzig ausgelagert wurde. Mehr als 30
Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz.