Madsack räumt auf - der Rotstift regiert

Ran wie Blücher: Der Madsack-Konzern expandiert weiter und organisiert seine Strukturen völlig um.

Das Tagungshotel in Göhren-Lebbin, das im 19. Jahrundert nach den Besitzern Blücher hieß.

Der Tagungsort war wohl Programm: Das Hotel in Göhren-Lebbin an der Mecklenburgischen Seenplatte wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Sitz der Familie Blücher erbaut. Weniger Kilometer weiter verlor der für seine draufgängerische Art bekannte „Marschall Vorwärts“ der Befreiungskriege im November 1806 freilich ein Gefecht gegen napoleonische Truppen.

Ran wie Blücher geht die gut 200 Jahre später in dem Gutshaus tagende Führungsmannschaft des Madsack-Verlages. Trotz Krise wird der Expansionskurs fortgesetzt. Nächstes Ziel: Die Übernahme der Kontrolle über die Hanseatische Verlagsbeteiligungs AG (HVB) in Hamburg. Anfang des Jahres hatte Madsack zunächst 23 Prozent an der Gesellschaft vom Springer Verlag übernommen. Nun wurde vom Bundeskartellamt unter dem Aktenzeichen B6-56/09 der Zukauf weiterer Anteile genehmigt, die bislang zum Beispiel bei der Provinzial Beteiligungsgesellschaft mbH und der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG liegen.

Die HVB hält Anteile an 16 Verlagen, darunter auch an den Lübecker Nachrichten (24%) und den Kieler Nachrichten (24,5%). An beiden Zeitungen und der 100-prozentigen LN-Tochter Ostsee-Zeitung ist die Verlagsgruppe aus Hannover bereits beteiligt, seit sie von Springer Anteile an einer Reihe von Regionalzeitungen übernommen hat. Mit der Übernahme der HVB würde der Einfluss in Kiel auf knapp 50 und in Lübeck und Rostock auf über 70 Prozent wachsen.

Gleichzeitig plant der Konzern seine internen Strukturen neu: So sollen die Beteiligungen in den einzelnen Bundesländern in neu gegründeten Regionalgesellschaften gebündelt werden.

Angesichts schwindender Werbeeinnahmen setzt Madsack auf Synergieeffekte durch Größe: Immer mehr Dienste sollen - vorzugsweise in ausgegliederten, tariflosen Firmen -zentralisiert werden. Von dieser Entwicklung sind zum Beispiel Arbeitsplätze in der Verwaltung in Rostock bedroht; der Produktionsbereich könnte schon bald folgen. Auch im redaktionellen Bereich regiert längst der Rotstift: Selbst beim Flaggschiff „Hannoversche Allgemeine“ werden Honorare und Stellenpläne zusammengestrichen; bei den Töchtern in Leipzig, Lübeck und Rostock kündigen sich ähnliche Maßnahmen an.

8. November 2009