Unter dem Vorwand der Krise treibt Madsack die Zentralisierung von Aufgaben innerhalb des Konzerns mit zunehmender Härte voran. Überraschend wurden die Betriebsräte der Ostsee-Zeitung (OZ) und bei den Lübecker Nachrichten (LN), die ebenfalls zum Konzern aus Hannover gehören, mit fertigen Plänen konfrontiert: Ab Jahreswechsel soll die Buchhaltung beider Verlage durch die Madsack Dienstleistungsgesellschaft (MDG) in Leipzig erledigt werden.
Der Putz von „Deutschlands spannendstem Zeitungsprojekt“, wie Geschäftsführer Thomas Ehlers die Kooperation der beiden Ex-Springer-Blätter OZ und LN noch unlängst pries, bröckelt gewaltig, auch wenn die Fassade des Pressehauses am Rostocker Steintor gerade aufwändig saniert wird. Denn der geplante Kahlschlag im Verwaltungsbereich steht im krassen Widerspruch zu den bisherigen Zusagen des Geschäftsführers, Rostock solle – als Ersatz für die weitgehend in Lübeck angesiedelte Gemeinschaftsredaktion beider Blätter – Aufgaben in anderen Bereichen erhalten. Stattdessen stehen qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern auf dem Spiel, denn die tariffreie MDG zahlt Billig-Gehälter.
Weitere Einschnitte hat die Leitung schon angekündigt: Zum Juli soll ein „neues Konzept“ für die Anzeigenproduktion von OZ und LN vorgestellt werden. Betriebsräte und Betroffene fürchten, dass es sich um ungenießbares „Leipziger Allerlei“ handeln wird: Im Sächsischen hat Madsack nämlich jüngst angekündigt, die Gestaltung der Anzeigen zu drei Vierteln an einen noch nicht benannten Fremdanbieter zu vergeben. Auch dort stehen Stellen auf dem Spiel.
Beobachter interpretieren die Aktivitäten als Folge der Übernahme der Blätter durch das Zeitungshaus aus Hannover. Offenbar hat man sich dort mit dem 310-Millionen-Euro-Deal ganz erheblich übernommen.