Die Gespräche in der Einigungsstelle über einen Interessenausgleich für die geplante Stilllegung der Anzeigenproduktion in der MV-Medien-Service GmbH, einer 100prozentigen Tochter des Neubrandenburger Kurierverlages, haben keine Annäherung gebracht. Nach einer fünfstündigen Verhandlungsrunde sieht sich der Betriebsrat dem Ziel, möglichst vielen Mitarbeitern der erst 2006 ausgegründeten Tochterfirma einen Job zu erhalten, nicht näher gekommen.
Für die Interessenvertreter entsteht vielmehr der Verdacht, dass der Geschäftsführung nicht wirklich an einem substanziellen Ergebnis interessiert ist und stattdessen ihre Pläne rigoros umsetzen wollen.
Sollte bis Mitte Januar kein Kompromiss gelingen, so gelten die
Verhandlungen über einen Interessenausgleich nach dem im November vor
dem Landesarbeitsgericht in Rostock geschlossenen Vergleich automatisch
als gescheitert. In diesem Fall dürften mit zweimonatiger Verzögerung
die bereits für November 2008 vorgesehenen Kündigungen von etwa 30
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesprochen werden.
Die Einigungsstelle hätte dann nur noch über den Sozialplan zu befinden, der unter anderen Abfindungen und die Modalitäten einer Transfergesellschaft regelt. Überraschend hatte nämlich die Geschäftsführung erklärt, dass ein im Mai ausgehandelter Rahmensozialplan, dem auch die Geschäftsführung der MV-Medien-Service beigetreten war, für sie nicht mehr verbindlich sei. Sie möchten nun die Lohnkosten für die zwei Monate, die sie später kündigen konnte, vom Gesamtvolumen abziehen.
Die Verhandlungen werden am 22. Januar 2009 fortgesetzt.
Der Kurierverlag, Neubrandenburg, hat zum Jahreswechsel den Postdienst Pin Mail Stralsund gekauft. Die Firma gehörte bisher zur Pin-Gruppe, die nach dem überstürzten Ausstieg des Springer-Verlages Ende 2007 in Existenznot geriet. Zahlreiche Gesellschaften stellten Insolvenzantrag.
Wie Mediendienste unter Berufung auf Firmenangaben berichtet, erweitert der Neubrandenburger Verlag durch die neue Beteiligung seinen Anteil am Zustellgeschäft in Mecklenburg-Vorpommern auf 50 Prozent. Geschäftsführer Lutz Schumacher, unter dessen Leitung der Nordkurier im Namen eines „Sanierungskonzepts“ zerlegt und die Mitarbeiter massiv unter Druck gesetzt werden (siehe neben stehender Beitrag), sieht im Postgeschäft einen wichtigen Zusatzmarkt für die Tageszeitungen. Der Nordkurier verfügt bereits über eine Tochter „Nordkurier Briefdienst und Paketservice“.
Pin Mail Stralsund befördert jährlich mehr als sechs Millionen Sendungen und beschäftigt 100 Mitarbeiter in der Region um die vorpommersche Hansestadt. Die unter dem Namen GSD-Briefdienst GmbH gegründete Firma war 2006 von der Pin-Gruppe aufgekauft worden.
Im Zuge der damaligen Expansion wurden von Pin im Nordosten auch die
Ostsee-Post, eine Ausgründung der Ostsee-Zeitung, die sich bislang
weiter am Markt behauptet sowie der LN-Briefkurier aufgekauft. Diese
ehemalige Tochter der Lübecker Nachrichten überstand das Debakel der
neuen Mutter nicht und wurde nach ihrer Insolvenz abgewickelt.