Obwohl die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung unmittelbar vor
der Verhandlung noch einmal ihr Anliegen unterstrichen hatten, blieben
die Tarifverhandlungen von ver.di und DJV mit der Geschäftsführung des
Nordkurier ohne Ergebnis. Die Leitung beharrt auf ihrer Forderung, die
Einkommen der Beschäftigten massiv zu senken - dauerhaft und ohne
Gegenleistung in Form eines Kündigungsverzichts.
„Sie können nur billig. Christliche Gewerkschaften und wie sie
Arbeitnehmerinteressen verkaufen“ ist eine Broschüre der IG Metall
überschrieben, die sich mit dem Phänomen der
Pseudo-Arbeitnehmer-Organisationen auseinander setzt. Detailliert wird
das Vorgehen der dubiosen Berufsverbände beschrieben, die nicht einmal
davor zurück schrecken, ausdrückliche Arbeitgeber-Empfehlungen in ihre
„Tarifverträge“ aufzunehmen. Das unselige Wirken der
Schein-Gewerkschaften ist ein wichtiges Thema das Projektes ZOOM -
ZeitarbeiterInnen Ohne Organisation Machtlos.
Zum Erreichen dieses Ziels scheint jedes Mittel recht. Überraschend wurde mitgeteilt, dass für die zum Jahresanfang gegründete die V & D Servicegesellschaft ein „Leiharbeitstarifvertrag“ mit so genannten „Christlichen Gewerkschaften“ abgeschlossen worden sei. Der Antrag auf Aufnahme in den umstrittenen Arbeitgeberverband Mittelständischer Personaldienstleister (AMP) wurde bereits im Januar gestellt. In die neue Gesellschaft wurden zunächst die Mitarbeiter in Altersteilzeit und die Auszubildenden ausgegliedert.
„Christliche Gewerkschaften“ sind Berufsverbände, die sich selbst als Gewerkschaft bezeichnen, obwohl ihnen wesentliche Eigenschaften einer Gewerkschaft wie Gegnerfreiheit und Unabhängigkeit von Dritten fehlen. Sie unterbieten häufig durch eigene Abmachung die geltenden Tarifverträge zum Nachteil der betroffenen Mitarbeiter, gerade in der Zeitarbeitsbranche.
Das von ver.di und DJV angebotene zeitlich befristete Einfrieren der Gehälter und der Verzicht auf einen Teil des Einkommens aller Mitarbeiter reichen der Geschäftsführung nicht. Die Anfang 2008 neu gegründeten Regionalverlage, in die Lokalredaktionen des Blattes überführt wurden, sollen ebenso ungeregelt bleiben, wie die MV Medien-Service.
Stattdessen wird weiter Personal abgebaut: Die Mitarbeiter in der
Bildbearbeitung haben den blauen Brief bereits bekommen, auch in der
Anfang April ausgegliederten Druckerei wurden Entlassungen angekündigt.
Die nächsten Kündigungen könnten direkt den journalistischen Bereich
schwächen, etwa durch einen Abbau der Hauptredaktion auf dem
Neubrandenburger Datzeberg.