Manfred von Thien
In der Chefredaktion der Lübecker Nachrichten (LN) gibt es zum 1. Februar 2009 einen Wechsel. Manfred von Thien löst Uli Exner ab, der als stellvertretender Chefredakteur zu der zum Springer-Verlag gehörenden Berliner Morgenpost geht. Von Thien war bereits von 1999 bis 2006 Chef des schleswig-holsteiner Blattes, bevor er für zwei Jahre nach Rostock wechselte, um die Leitung der Ostsee-Zeitung (OZ) zu übernehmen.
Seit die Kooperation beider Titel auf den Weg gebracht ist, führt von Thien die gemeinsame Mantelredaktion. Obwohl als „Direktor“ der Redaktions-Service-Gesellschaft (RSG) formal den Weisungen der Chefredaktionen von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten unterworfen, wird ihm ein großer Einfluss auf die inhaltliche Ausrichtung beider Titel zugeschrieben. Nun übernimmt der Redaktionsdirektor auch wieder formal die Zügel bei den LN.
Damit tritt ein, was Kritiker des Kooperationsprojektes seit langem befürchten: Eine einheitliche Leitung – als Vorreiter der Verschmelzung beider Titel? Zumindest ist künftig wohl kaum zu erwarten, dass LN-Chefredakteur von Thien redaktionelle „Angebote“ der RSG ablehnt, die er als deren Direktor selbst verantwortet.
Engagiert waren die Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen über die Bildung der gemeinsamen Mantelredaktion dafür eingetreten, eben eine solche personelle Identität auszuschließen, um die publizistische Unabhängigkeit von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten langfristig zu stärken. Die Forderung war am hartnäckigen Widerstand der Geschäftsleitung gescheitert, die allerdings solche Pläne zur Installierung einer „Mega-Chefredaktion“ immer wieder von sich gewiesen hatte.
Unterdessen besteht weiter Unklarheit über einen möglichen Verkauf
von OZ, LN und anderen Regionalbeteiligungen Springers. Aus
Konzernkreisen verlautet, dass verschiedene Szenarien gegenwärtig
intensiv geprüft würden.
Dem Vernehmen nach geht es dabei auch um Überlegungen zu einer Ausgliederung der großen Offset-Druckereien des Verlages, unter anderem in Ahrensburg bei Hamburg. Ähnlich wie beim Tiefdruck, bei dem Springer ein Gemeinschaftsunternehmen mit Bertelsmann und Gruner+Jahr bildete, wird erwogen, diese künftig zusammen mit einem oder mehreren Gesellschaftern in einer gesonderten Firma zu führen. Der Madsack-Verlag, der bereits Interesse an den Regionalverlagen signalisiert hat, böte sich auch dafür als Partner an.