Eigenwerbung der OZ: Mit dem Pressluft-Hammer zur Zeitungs-Einheit?
Was sich die Genossen wohl dabei gedacht haben? Ausgerechnet am 7. Oktober, dem vormaligen „Tag der Republik“, kommt die Ostsee-Zeitung in neuer Struktur daher und dazu mit einem Extra-Blatt in knallbunter Optik. Das Herzstück der Operation, Arbeitstitel „3. Buch“, heißt „Magazin“, bietet laut Eigenwerbung „von Baumarkt bis Ballkleid“ den Lesern „jetzt die Themen, die Sie wirklich interessieren“.
Der Name ist Programm, die Seiten mit Themen wie „So schmeckt der Herbst“, „Die Kraft der Öle“ oder „Welches Haustier passt zu mir?“ scheinen eher zu Illustrierten als zu einer Tageszeitung zu passen. Für traditionsbewusste OZ-Leser mag die quer zum als konservativ bekannten Layout des Blattes liegende Aufmachung gewöhnungsbedürftig sein, erste veröffentlichte Reaktionen fallen gleichwohl fast durchweg positiv aus. Wenn auch stets verbunden mit der Hoffnung, dass das Extra-Blatt in naher Zukunft keine Extra-Kosten – sprich: Preiserhöhung – mit sich bringen möge.
Was die Werbung nicht erwähnt: Das Magazin ist im Holsteinischen längst bestens bekannt - als Beilage der Lübecker Nachrichten. Die Operation dient nämlich auch einem Ziel: die Produktion von Ostsee-Zeitung und dem Schwesterblatt Lübecker Nachrichten weiter zu „harmonisieren“.
Genau in diese Richtung zielen auch die anderen Elemente der Blattstruktur-Reform: Das Wetter verschwindet von der gewohnten Stelle und findet seinen neuen Platz auf der zweiten Seite, die nun künftig allein Leitartikeln, Kommentaren und Leserbriefen vorbehalten bleibt - genauso wie in der Stadt an der Trave. Das ist eine Erleichterung für die aus Lübeck operierende gemeinsame Mantelredaktion namens Redaktions-Service-Gesellschaft: So spart man weitgehend die bisher noch erforderlichen Anpassungen von Inhalt und Layout.
Der Sport verschwindet endgültig aus dem ersten Heft, nachdem bereits vor einigen Wochen am Montag ein separates Sport-Magazin eingeführt worden war.
Das bleibt bestehen; dienstags bis sonnabends finden sich dann FC Hansa und Co. hinter den lokalen Seiten wieder, vereinigt mit dem Lokalsport. Zwischen Lokalberichten und Sportbeiträgen versteckt drängt sich noch das Ressort Kultur. Auch für Letzteres gilt: Prädikat gewöhnungsbedürftig.
In der Rostocker Redaktion wird das mit gemischten Gefühlen gesehen. Gleicht sich doch die Ostsee-Zeitung immer mehr dem deutlich kleineren Lübecker Schwesterblatt an.
Es dürfte nicht der letzte Schritt gewesen sein. Schon im kommenden Jahr könnte ein gemeinsames Layout für beide Titel entwickelt werden, ließ die Geschäftsleitung im stets Optimismus versprühenden Hausmagazin „OZ direkt“ verkünden. Dort war im gleichen Zuge schon von einer anderen Variante der deutschen Einheit die Rede. Wie die Angleichung da verlief, ist bekannt.