Ausverkauf in Hessen: Madsack füllt Kasse für Norden
Während der Konzern aus Hannover seinen Einfluss in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein immer weiter ausbaut, bläst die Mediengruppe im Süden zum Rückzug. Die Hannoveraner haben sich von drei kleineren Zeitungen getrennt, die nicht in das Konzept des aktuellen Spar- und Umbaubauprogramms „Madsack 2018“ passen.
„Wer alles defendieren will, defendieret gar nichts“ – Madsack-Konzerchef Thomas Düffert wandelt offenkundig auf den Spuren des „Alten Fritz“. Der 47-jährige Manager, der es anders als der Preußenkönig Friedrich II. (1712 – 1786) noch nicht zu einem eigenständigen Wikipedia-Eintrag gebracht hat, sondern in der Online-Enzyklopädie unter „Verlagsgesellschaft Madsack“ geführt wird, versucht sich in Schwerpunktbildung: Die Mediengruppe mit Hauptsitz in Hannover bereinigt ihr Portfolio und zieht sich aus Hessen zurück.
Die „Waldeckische Landeszeitung“ (Auflage: 16.400) und die „Frankenberger Zeitung“ (Auflage 5.300) wurde an die MBG Medien Beteiligungsgesellschaft in Bad Hersfeld verkauft. Der Korbacher Wilhelm Bing Verlag, der die beiden Blätter herausgibt, war bislang zu 100 Prozent im Besitz von Madsack. Nun überlassen die Hannoveraner in Nordhessen der Ippen-Gruppe. Deutschlands fünftgrößter Zeitungskonzern ist längst Platzhirsch in Nordhessen und eng mit MBG Medien verflochten.
Bereits zum Jahreswechsel hatte sich Madsack von seiner 51-prozentigen Beteiligung an der „Oberhessischen Presse“ (28.500) getrennt, die er 2002 erworben hatte. Sie wurde von dem Marburger Alt-Verleger Wolfram Hitzeroth zurückgekauft.
Düffert begründete den Rückzug mit der „Heterogenität“ des hessischen Zeitungsmarktes. Es sei unmöglich, die Strategie der Konsolidierung, die sich der Konzern mit dem Spar- und Zentralisierungs-Programm „Madsack 2018“ auf die Fahnen geschrieben hat, „konsequent umzusetzen und eine signifikante Größe zu erreichen“. So dürfte der Abschied von der „Gelnhäuser Neuen Zeitung“ (Auflage 8500), der aktuell letzten Beteiligung in Hessen, nur noch eine Frage der Zeit sein.
Die Verkäufe bringen Geld in die Kasse, die der Konzern, unter den Tageszeitungsverlagen in Deutschlands die Nummer 4, an anderer Stelle gut gebrauchen kann. Denn dem Rückzug im Süden steht die Expansion im Norden entgegen. Dort wollen die Kieler Nachrichten (KN), an denen Madsack zu 49 Prozent beteiligt ist, mit 27 Prozent bei den Lübecker Nachrichten (LN) und damit der Rostocker Ostsee-Zeitung (OZ) einsteigen.
Der Millionen-Deal – der Antrag auf Genehmigung ist beim Bundeskartellamt am 19. Januar eingegangen – würde den widerspenstigen Alt-Gesellschafter
Jürgen-Wessel-Stiftung beseitigen und damit den Weg für Madsacks Durchmarsch an der Ostseeküste frei machen: Die überregionalen Inhalte von KN, LN und OZ sollen dann offenbar nach und nach zentral in Hannover produziert werden. Dazu hat Madsack das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gegründet. Diese Redaktion beliefert derzeit schon 35 Titel mit einer Auflage von 1,3 Millionen Exemplaren.