Klaus-Dieter Altmeppen
Urheber: KU Eichstädt
Die Freiräume für gute Berichterstattung schwinden: Journalisten haben immer weniger Zeit zum Recherchieren und Schreiben, gleichzeitig wird allerorten der „Qualitätsjournalismus“ auf den Schild gehoben. Reden und Handeln der Verlage und Fernsehsender passen nicht zusammen, kritisiert Klaus-Dieter Altmeppen, der an der Katholischen Universität Eichstädt Journalismus lehrt. „Die Lage ist doch: Leiharbeit im Journalismus, untertarifliche Bezahlung, Outsourcing von Redaktionen. Das sind die Realitäten. Statt der Qualität steht die Suche nach Synergiepotenzialen, also Rationalisierung im Vordergrund.“
Nicht zufällig sei die Berichterstattung über die Medien selbst derzeit unterentwickelt, erklärt Altmeppen. „Wer lässt schon gerne kritische Berichterstattung über die Vorgänge im eigenen Hause zu.“
Die zunehmende Renditeorientierung ziehe sich durch die ganze Branche, präge Großunternehmen gleichermaßen wie die klassichen mittelständischen Verlegerfamilien. Daraus habe sich eine Eigendynamik entwickelt. Statt fünf Prozent Rendite müsste es für die meisten schon zweistellig sein, und nun mache schon die Logik der Finanzinvestoren mit 20 Prozent und mehr Schule.
Die Folgen wären, wie am Beispiel der Berliner Zeitung und den dort engagierten Investor zu beobachten, katastrophal. Montgomery habe vom Verlegerschäft wenig Ahnung. „Was er vor allem nicht verstanden hat, ist, dass eine qualitätsbewusste Zeitung auf finanzielle und zeitliche Ressourcen angewiesen ist. Das ist das A und O der Qualität im Journalismus. Das ruiniert er leider im Moment komplett.“
Medienbetriebe müssten vielmehr Freiräume für guten Journalismus schaffen, fordert Altmeppen. Glaubwürdigkeit und Qualität würden von den Lesern durchaus wahrgenommen, allerdings sollte dieses Gespür noch mehr geschärft werden. „Wir brauchen ein öffentliches Bewusstsein von der Qualität der Medien, was sie kostet und uns wert sein sollte. Sie hat ihren Preis, die tägliche Dosis Information, die wir alle brauchen, um an der Demokratie teilhaben zu können.“
Von staatlicher Förderung mittels ermäßigter Steuern oder ähnlichen direkten Eingriffen hält der Wissenschaftler allerdings wenig. Viel wichtiger sei die öffentliche Diskussion, aber auch generell eine stärkere Beteiligung der Bürger am Mediengeschehen, zum Beispiel mit Hilfe einer Stiftung Medientest.