In seinem Gutachten für den Verband der Zeitungsverlage
Norddeutschlands (VZN) hat sich Professor Walter J. Schütz aus Bonn mit
der von der Initiative „Unser Land braucht seine Zeitungen. Qualität
und Vielfalt sichern“ vorgestellten Studie „Vereinheitlichung statt
Vielfalt?“ der Universität Hamburg auseinandergesetzt. Er unterstreicht
ausdrücklich ihren wissenschaftlichen Wert: „Die vorgelegten Ergebnisse
können als zuverlässig angesehen werden“, denn die Breite der Analyse
werde den Zeitungsangeboten in Mecklenburg-Vorpommern und
Schleswig-Holstein gerecht.
Verband der Zeitungsverlage Norddeutschlands (VZN) finden Sie hier
Das Gutachten von Professor Schütz (PDF-Dokument) finden Sie hier
Die Studie „Vereinheitlichung statt Vielfalt?“ in der Dokumentation des Presse-Tages 2009 (PDF-Dokument) finden Sie hier
Der Experte bestätigt den Rückgang des Presseangebotes im Norden. „Das früher vorhandene Nebeneinander unterschiedlicher Zeitungen (…) besteht durch Kooperation von Zeitungsverlagen und Konzentrationsvorgänge nur noch partiell.“ Das ökonomisch motivierte Vorgehen der Verlage, den Markt zu beherrschen, bedrohe die publizistische Vielfalt.
Die Auswirkungen von Kooperationen im redaktionellen Bereich, etwa durch gemeinsame Mantelredaktionen mehrerer Titel, beurteilt Schütz als vertretbar. Die Produkte blieben unterscheidbar, so dass die Leser die Zusammenarbeit kaum bemerken würden. In der jetzigen Konstellation sei es noch möglich, auf die Bedürfnisse der jeweiligen Leserschaft zugeschnittene Berichterstattung zu leisten.
Erkennbare Qualitätsmängel seien weniger Folge der Zusammenarbeit, sondern Folgen allgemeiner Trends, der freilich gestoppt werden müsste: „Wenn die Zeitung eine Zukunft haben soll, muss ihr Produkt Erwartungen und Ansprüchen der Leser uneingeschränkt genügen.“ Eine angemessene Ausstattung mit Personal und Sachmitteln sei die „notwendige Grundlage für ein weiterhin solides publizistisches Angebot“.
Walter J. Schütz (79) hat unter anderem das Standardwerk „Zeitungen in Deutschland“ veröffentlicht. Der Zeitungswissenschaftler entwickelte in den 50er Jahren im Rahmen einer bundesweiten Analyse aller Tageszeitungen das Konzept der „publizistische Einheit“. Demnach gelten als unabhängige Zeitung nur Titel, die einen eigenen Mantel haben und von einer Vollredaktion produziert werden. Diese Definition ist bis heute ein zentrales Instrument zur Konzentrationsforschung im Pressewesen.
Der VZN ist die gemeinsame Organisation der in
Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein erscheinenden
Tageszeitungen. Ihm gehören zwölf Zeitungsverlage mit einer
Gesamtauflage von rund einer Million verkaufter Exemplaren an.