Chefredakteure verteidigen „Blaulicht“-Journalismus
Zu viel reißerische Themen, zu wenig sorgfältig recherchierte Hintergrundberichterstattung? Vor allem die Tageszeitungen im Nordosten mussten beim 8. Landesmedientag des Deutschen Journalisten-Verbandes Kritik für den zunehmenden Boulevard-Kurs einstecken.
Innenstaatssekretär Thomas Lenz hat die Verleger in Mecklenburg-Vorpommern aufgefordert, ihre Medienprodukte nicht nur als Ware zu begreifen. „Sie müssen auch Ihrer Verantwortung für die Demokratie gerecht werden“, erklärte Lenz auf dem Landesmedientag des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) in Schwerin. „Blaulicht“-Journalismus stand bei der 8. Auflage der Veranstaltung im Fokus, und dabei mussten die Medien im Nordosten für ihren zunehmenden Boulevard-Kurs Kritik einstecken.
Zeitungen würden zunehmend am Niveau des Durchschnittslesers ausgerichtet, so Lenz. Es wäre zu wünschen, dass sich die Presse mehr mit Fakten beschäftigt und auch schwierige Themen anpackt. „Die Spielräume für klassische Tageszeitungen werden enger.“ Lenz ließ durchblicken, dass der Staat notfalls mit einer Veränderung der Rahmenbedingungen zu ihrem Überleben beitragen müsse.
Die Chefredakteure Andreas Ebel (Ostsee-Zeitung) und Michael Seidel (Schweriner Volkszeitung) verteidigten den „Blaulicht“-Journalismus in ihren Blättern. „Wir wissen durch Umfragen sehr genau, was gelesen wird. Und 80 Prozent der Leser wollen solche Meldungen“, betonte Seidel. Ebel verwies darauf, dass man schon selbstkritisch mit sich umgehe. „Die Leser sagen uns, wenn wir Grenzen überschritten haben.“
Thomas Laum, Leiter des Polizeipräsidiums Rostock, hat „kein Problem damit, dass Sie den ,Blaulicht'-Journalismus so betreiben, wie Sie glauben, dass Ihre Leser es wollen“. Doch er habe ein Problem damit, wenn Informationen falsch oder entstellend verknappt wiedergegeben würden.
Diskutierten über „Blaulicht“-Journalismus: Lutz Tillmanns (Geschäftsführer Deutscher Presserat), Nils Hoffmann-Ritterbusch (Leiter Führungsstab des
Polizeipräsidiums Rostock, Helmut Holter (Fraktionsvorsitzender Die Linke im Landtag), DJV-Landesvorsitzender Michael Zumpe und DJV Geschäftsführerin Sibylle Ekat. Unterstützung gab es dabei für die Initiative „Qualität und Vielfalt sichern“.