Begleitet von einem neuerlichen Warnstreik sind die
Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag für die Ostsee-Zeitung
fortgesetzt worden. Sie blieben ohne Ergebnis. Eine Verschärfung des
Konflikts droht.
Demonstrationszug vom Steintor in die Rostocker Innenstadt.
Zur zweiten Runde der Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag
hatten die Gewerkschaft ver.di und der Deutsche Journalisten-Verband zu
Arbeitsniederlegungen bei Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung
aufgerufen. Mitarbeiter aus Verlag, Technik und Redaktion traten mit
Beginn der Frühschicht in den Ausstand. In einem Demonstrationszug
marschierten die Streikenden zum Rostocker Neuen Markt und informierten
Bürger durch Flugblätter über die Gefährdung ihrer Arbeitsplätze.
Trotz der erheblichen Auswirkungen des Ausstands, der als erstes die
Produktion des Anzeigenblattes „Ostsee-Anzeiger“ beeinträchtigte, blieb
die Geschäftsleitung bei ihrer ablehnenden Haltung. Lediglich ein
halbes Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr, dies auch begrenzt durch
Staffelungen und „Deckelungen“ hält die Geschäftsführung bislang für
verhandelbar. Ver.di lehnt ein derart geringes Volumen ab, weil es den
Verlust des Arbeitsplatzes für die vielfach seit Jahrzehnten bei der
Ostsee-Zeitung Beschäftigten nicht einmal annähernd abmildert.
„Im Grundsatz sind wir noch keinen Schritt weiter gekommen“, erklärte Martin Dieckmann, Verhandlungsführer für ver.di. Er unterstrich erneut die Bereitschaft, über Modelle für eine verbindliche Sicherung von Arbeitsplätzen am Standort Rostock zu verhandeln.
Gleichzeitig machte Dieckmann deutlich, dass eine Ausweitung des
Arbeitskampfs droht, wenn sich die Geschäftsleitung nicht bewegt. Die
sehr gute Beteiligung an dem Warnstreik, der am frühen Abend zunächst
beendet wurde, müsse als ernste Warnung verstanden werden. Die
Verhandlungen werden am 13. Januar fortgesetzt.
Anlass des Konflikts ist die Absicht der Geschäftsleitung, entgegen bisherigen Zusagen Teile der Verwaltung nach Leipzig zu verlagern. Erste Kündigungen wurden in diesem Zusammenhang bereits ausgesprochen. Zudem sind offenbar weitere Verlagsabteilungen von Ausgliederung bedroht; auch die Redaktion will die Geschäftsleitung nach eigenen Angaben „auf den Prüfstand“ stellen.
Seit 2007 kooperieren Ostsee-Zeitung (Auflage: 161 000) und Lübecker
Nachrichten (Auflage: 108 000) miteinander. 2008 wurde eine gemeinsame
Mantelredaktion mit Sitz in Lübeck gebildet, die für beide Blätter
arbeitet. Zum Jahresanfang 2009 hat der Madsack-Verlag Hannover
wesentliche Anteile an den Lübecker Nachrichten und ihrer nunmehr
100-prozentigen Tochter Ostsee-Zeitung übernommen.