Protest auf dem Markt von Itzehoe.
Strukturwandel brutal: Widerstand gegen Pläne zu Schließung von Prinovis-Druckerei
Gemeinsam mit Betroffenen und Bürgern protestieren Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Norden im schleswig-holsteinischen Itzehoe, wo 1200 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen.
Die Trommeln dröhnten und die Kirchenglocken läuteten Sturm: Unter den Tausenden, die sich am Samstag um 5 nach 12 im schleswig-holsteinischen Itzehoe versammelten, um gegen die geplante Schließung der dortigen Prinovis-Druckerei zu protestieren, waren auch Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern, darunter der Ostsee-Zeitung in Rostock. Denn an den 1200 Beschäftigten in Itzehoe soll der Strukturwandel, der die gesamten Medien erfasst haben, brutal exekutiert werden. Zum August 2014 sollen sie ihren Job verlieren, weil Prinovis, ein Gemeinschaftsunternehmen der Konzerne Bertelsmann und Springer, den Tiefdruck-Standort, an dem unter anderem die Zeitschrift „Stern“ produziert wird, aufgeben will.
Ein verantwortungsvolles Handeln der beiden Medien-Multis forderten bei der Kundgebung Betroffene aus dem Werk, Redner von Gewerkschaften und Kirchen, aus der Lokal- und Landespolitik, darunter Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). „Die Bürgergesellschaft, von der die Bertelsmann-Stiftung immer redet, steht auf gegen Bertelsmann“, so Martin Dieckmann von der Gewerkschaft ver.di. Dem Kapital, das eine Region verlässt, werde weiter Protest entgegenschlagen. Schließlich seien die Fehlentscheidungen des ständig wechselnden Managements, die etwa zum Aufbau hoher Überkapazitäten geführt hätten, für die Misere maßgeblich verantwortlich. Nachdem man der Belegschaft mit immer neuen Rentabilitätsdebatten in der Vergangenheit zahlreiche finanzielle Opfer abverlangt habe, sei das Maß nun voll: „Jetzt zählt nur noch, was die Menschen brauchen“, so Dieckmann. „Die in Gütersloh haben euch unterschätzt!“