Streikende Journalisten in der Lübecker Innenstadt.
Streikwelle rollt an der Ostseeküste
Unmittelbar vor einer neuen Verhandlungsrunde mit den norddeutschen Verlegern protestieren Journalisten der Ostsee-Zeitung mit Kollegen in Schleswig-Holstein gegen Tarifdumping.
Vor neuen Gesprächen zwischen dem Verband der Zeitungsverleger Norddeutschlands (VZN) auf der einen und dem Deutschen Journalisten-Verband (DJV) sowie der Gewerkschaft ver.di auf der anderen Seite hat sich die Auseinandersetzung um die Tarifvertrag für Redakteure an Tageszeitungen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein verschärft. Am Montag legten Journalisten der Ostsee-Zeitung (OZ), der Kieler und Lübecker Nachrichten (KN, LN) sowie der Dithmarscher Landeszeitung die Arbeit nieder. Mehr als 120 Streikende versammelten sich in Lübeck und demonstrierten dort durch die Innenstadt, wo DJV-Verhandlungsführer Kajo Döhring die Losung ausgab: „Ein Tarif für alle!“ Es dürfe keine Ungleichbehandlung der Zeitungsjournalisten geben. Mitarbeiter der Redaktions Service Gesellschaft (RSG), die Mantelseiten für OZ und LN produziert, solidarisierten sich.
„Wir gehen mit unserer Verhandlungskommission gestärkt in die morgige Verhandlung und fordern die Verleger auf, schleunigst zur Vernunft und zur tarifpolitischen Realität zurückzukehren“, erklärte der ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Ein Einkommens-Dumping für Jungredakteure im Vergleich zu den gerade bundesweit abgeschlossenen Tarifregelungen werde man nicht dulden.
Genau das ist eine der Forderungen, die der VZN nach seinem Ausstieg aus dem zuvor von ihm mitverhandelten Bundestarif durchsetzen möchte. Die Gewerkschaften kritisieren diese Absicht: Eine weitere Verschlechterung der durch stetig zunehmende Aufgaben ohnehin schon schwierigen Arbeitsbedingungen gefährde die Zukunft der Verlage, die bislang alljährlich hohe Gewinne ausweisen. Besonders die Forderung, künftig Mitarbeiter zu weit schlechteren Konditionen einzustellen, sei kontraproduktiv. Nur mit entsprechend qualifizierten und motivierten Mitarbeitern könne der Medienwandel hin zu digitalen Produkten, die über das Internet verbreitet werden, erfolgreich bestanden werden.