Ihre Kritik an den Plänen zur Verlagerung von Arbeiten und Entlassungen haben die Beschäftigten der Ostsee-Zeitung auch zum neuen Hauptgesellschafter Madsack nach Hannover getragen. Dort wurden Flugblätter an Mitarbeiter verteilt, die über die Situation in Rostock und die bisherigen Aktionen zur Gegenwehr informieren.
Der Madsack-Verlag hält seit kurzem die Mehrheit an den Lübecker
Nachrichten und übt damit auch beherrschenden Einfluss auf deren
100-prozentige Tochter Ostsee-Zeitung aus. Die Aufgaben aus der
Verwaltung sollen an eine Tochter des Medienkonzerns aus Hannover, die
Madsack Dienstleistungsgesellschaft (MDG), ausgegliedert werden.
Angesichts der Weigerung der Geschäftsleitung der Ostsee-Zeitung (OZ), von den Kündigungen und offenbar geplanten weiteren Maßnahmen des Personalabbaus abzurücken, verstärken die Gewerkschaften den Druck um Abschluss eines Sozialtarifvertrages. Ihre Forderung: Wenn – trotz stabiler wirtschaftlicher Lage – Mitarbeiter vom Verlag nach jahrzehntelanger Arbeit auf die Straße gesetzt werden sollen, müsse es zumindest akzeptable Ausgleichsregelungen geben, nicht zuletzt Qualifizierungsmaßnahmen. Bislang will die OZ-Leitung die Betroffenen mit Minimalleistungen abspeisen.
„Die beste Lösung wäre, wenn sich die Geschäftsleitung an ihre früheren Zusagen hielte und die Entlassungen zurücknehmen würde“, so Michael Pfeifer von der Gewerkschaft ver.di, der anlässlich des erneuten Streiks die Bereitschaft unterstrich, über verbindliche Maßnahmen zur Standort- und Beschäftigungssicherung zu verhandeln. Das sei im Interesse der Glaubwürdigkeit von Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung: „Will die Ostsee-Zeitung ihrem Anspruch als Regionalblatt gerecht werden, muss sie in der Region verankert bleiben.“
Protestzug vor dem Rostocker Rathaus
Das viele Bürger die Sorgen um die weitere Entwicklung des Blattes teilen, wurde bei der Demonstration der Streikenden in die Rostocker Innenstadt deutlich. Die Flugblätter unter dem Titel „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut“ fanden regen Absatz bei den Passanten. „Vor einem Jahr versprach die Geschäftsleitung, Rostock zum Verwaltungsstandort bei der Kooperation von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten zu entwickeln. Damals wurden Teile der Redaktion nach Lübeck verlagert“, heißt es in dem Papier. Nun solle die Arbeit in der Verwaltung nach Leipzig ausgegliedert werden. „Schon morgen könnte es weitere Abteilungen treffen. Die Arbeit verlagert, die Kollegen entlassen – steht das nun für ,Ostsee-Zeitung – Weil wir hier zu Hause sind‘?“