Rückhalt aus der Politik: Beschäftigte brauchen Mitsprache bei Veränderungsprozessen

Die sich weiter konkretisierenden Kooperationspläne zwischen Lübecker Nachrichten und Ostsee-Zeitung, die nun auch eine Fusion beider Verlage umfassen, geben der Forderung nach Mitwirkung der Betroffenen und Sicherung von Qualität und Vielfalt in den Medien zusätzliches Gewicht. Unterstützung kommt von der Linkspartei.

Wolfgang Methling auf der Betriebsversammlung in Rostock.

Mit einem Appell, die Mitbestimmung ernst zu nehmen und sie zu stärken, hat Wolfgang Methling, Fraktionsvorsitzender der Partei Die.Linke im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern auf der Betriebsversammlung der Ostsee-Zeitung in Rostock die Forderungen der Gewerkschaften unterstützt. Methling bezeichnete eine offene Diskussion und Beteiligung aller Betroffenen als richtigen Weg, um den Ängsten angesichts der Kooperationspläne zwischen Lübecker Nachrichten und Ostsee-Zeitung zu begegnen. Diese seien nur zu verständlich, denn in zahlreichen Fällen hätten Kooperationen zur Folge gehabt, dass Mecklenburg-Vorpommern am Ende nur eine „Außenstelle“ erhielt und damit Verlierer des Prozesses gewesen sei.

Zuvor hatten die Beschäftigten ihre Befürchtungen über die vorgesehene Verlegung der Mantelredaktion nach Lübeck zum Ausdruck gebracht. In ihren Bericht kritisierten Betriebsrat und Tarifkommission das rasante Tempo der Änderungen: „Ende November vergangenen Jahres hörten wir, die ,Kooperation‘ solle durch Bildung von zwei Gemeinschaftsunternehmen bewerkstelligt werden. Konkrete Pläne gebe es dafür nicht. Erst einmal müssten Kartellamt und  Finanzämter grünes Licht geben. Dann werde man weiter sehen.

Nun haben Kartellamt und Finanzbehörden erwartungsgemäß genickt und schon gibt es sehr konkrete Pläne. Sie zielen zunächst darauf, die Mantelredaktion der Ostsee-Zeitung nach Lübeck zu verlagern. Erst soll dort ein gemeinsamer ,Desk‘ eingerichtet werden – am besten zum 1. April.“ Wo die zugehörigen Ressorts Service/Ratgeber, Wochenend-Journal/Serien, Aktionen oder das Archiv demnächst sitzen sollen, sei offen.

Mehr noch: „Ende November war von der Bildung zweier Gemeinschaftsunternehmen die Rede. Die beiden ,Alt-Verlage‘ sollten bestehen bleiben. Kaum acht Wochen später steht eine Voll-Fusion im Raum, die damals angeblich völlig ausgeschlossen war.“

Angesichts dessen sei der Ruf nach mehr Mitwirkungsrechten sehr aktuell, wurde doch das Konzept zur Verlegung des Mantels nach Lübeck völlig ohne die Betroffenen entwickelt. „Das ist kein guter Weg. Nicht heute und erst recht nicht morgen. Der Politik der geheimen Treffen hinter verschlossenen Türen wollen wir etwas entgegen setzen: Offenheit und Transparenz. Uns geht es mit der Forderung nach demokratischen Mitwirkungsrechten für Redakteure nicht um die Entmachtung der Chefredaktion, sondern – ganz im Gegenteil – um ihre Unterstützung: Wir wollen den jeweiligen Chefredakteur nicht mit der Verantwortung allein lassen, sondern uns aktiv einbringen.“

Auch der Betriebsrat nimmt diesen Anspruch ernst: Innerhalb einer Woche hat er Eckpunkte für ein Alternativkonzept zur Kooperation vorgelegt: Es sieht vor, die gemeinsamen Mantelseiten an beiden Standorten zu produzieren. Das spare Kosten für Umbauten und Umzüge und sichert beide Standorte. Ein Eingehen auf diesen Vorschlag wäre ein wichtiger Schritt zur dauerhaften Sicherung der Ostsee-Zeitung.

31. Januar 2008