„Wir schlucken nicht jede Kröte!“ waren die Flugblätter überschrieben, mit denen die gewerkschaftlichen Vertrauensleute den Protest gegen die geplante Schließung von Verwaltungsbereichen am Standort Rostock einleiteten. Sie fanden reißenden Absatz, denn viele Mitarbeiter anderer Bereiche fürchten, dass ihnen schon sehr bald das gleiche Schicksal drohen könnte.
„Die Mitarbeiter sind nicht bereit, einen weitere Personalabbau ohne
Widerstand hinzunehmen“, bilanziert Michael Pfeifer von ver.di die
Stimmung. Auf einer Mitgliederversammlung in der kommenden Wochen
sollen weitere Aktionen besprochen werden. Die Aufnahme von
Tarifverhandlungen wird vorbereitet, um qualifizierte und gut bezahlte
Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern.
Die Geschäftsleitung der Ostsee-Zeitung, mit einer Auflage von 154000
Exemplaren die größte Tageszeitung Mecklenburg-Vorpommerns, hatte in
dieser Woche überraschend bekannt gegeben, zum Jahresende zunächst den
Bereich Buchhaltung in Rostock schließen zu wollen. Die Arbeiten sollen
an eine Tochtergesellschaft des Madsack-Verlages in Leipzig vergeben
werden; den Mitarbeitern in Rostock droht die Entlassung. Der
Madsack-Verlag hatte kürzlich wesentliche Anteile an den Lübecker
Nachrichten übernommen und kontrolliert dadurch auch deren
100-prozentige Tochter in Rostock weitgehend.
„Wir befürchten weitere Einschnitte, denn Madsack treibt unter dem
Deckmantel der Krise die Zentralisierung innerhalb des Konzerns voran“,
warnt Pfeifer. Er kritisiert, dass die Geschäftsleitung von ihrer
Zusage, den Standort Rostock im Zuge der Kooperation von Ostsee-Zeitung
und Lübecker Nachrichten gleichrangig zu entwickeln, offenbar abrücke.
„Die gemeinsame Redaktion beider Blätter sitzt zum größten Teil in
Lübeck; nun werden Abteilungen, die als Ausgleich in Rostock
entwickelt werden sollten, in Frage gestellt.“