Unter dem Eindruck der Proteste und Streiks in den letzten Monaten
beginnen die Gespräche über die Zukunft der Anzeigenproduktion mit
einem positiven Signal: Bis zum Ende der Verhandlungen will die
Geschäftsleitung der Ostsee-Zeitung (OZ) auf Kündigungen
verzichten.
Ein Forderungspaket liegt auf dem Tisch, das es in sich hat: Neben der
Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 30 Stunden ohne
Lohnausgleich soll rund 30 Mitarbeitern und etwa ebenso vielen Kollegen
in Lübeck auch das Weihnachts- und Urlaubsgeld gekürzt werden. Im
Gegenzug soll auf Ausgliederung verzichtet und Entlassungen verhindert
werden.
Hintergrund ist die Absicht, nach dem redaktionellen Bereich bei „Deutschlands spannendstem Zeitungsprojekt“ (Eigenwerbung) nun auch die Kooperation in anderen Verlagsbereichen zwischen OZ und Lübecker Nachrichten zu forcieren. Die Kapazitäten sollen zwecks besserer Auslastung gebündelt und Inserate dank „elektronischer Auftragstasche“ unabhängig vom jeweiligen Standort produziert werden können. Entsprechende Pläne waren mit Hilfe einer Unternehmensberatung bereits im vergangenen Jahr erarbeitet, dann aber zunächst auf Eis gelegt worden.
Bislang ist die vom Management unter dem Motto „Zwei Verlage, eine
Zukunft“ verordnete Zusammenarbeit einseitig zu Lasten der
Ostsee-Zeitung verlaufen: Die Gemeinschaftsredaktion RSG wurde in
Lübeck angesiedelt, während in Rostock Stellen gekürzt wurden. Die als
Kompensation in Aussicht gestellten Verwaltungsjobs wurden im Zuge der
Integration beider Titel in den Madsack-Konzern (Hannover) 2009 nach
Leipzig verlagert. Trotz massiver Proteste und alternativer Konzepte
von Betriebsrat und Gewerkschaften erfolgten Entlassungen.
Die neuen Pläne sind für die Rostocker wieder besonders schmerzhaft:
Viele Mitarbeiter der OZ arbeiten bereits seit Jahren in verordneter
Teilzeit und haben entsprechend weniger Einkommen zur Verfügung.