Ihre Kritik an dem Vorhaben, wesentliche Teile der Mantelredaktion aus Rostock nach Lübeck zu verlagern trugen die Gewerkschaften ver.di und DJV im Namen der Betroffenen vor und auf die Hauptversammlung des wichtigsten Gesellschafters der Ostsee-Zeitung, des Axel-Springer-Verlages.
Mit einer Kundgebung vor dem Gebäude des Axel-Springer-Verlages in Berlin haben die Gewerkschaften ver.di und DJV ihre Forderung nach Sicherung der Eigenständigkeit der Ostsee-Zeitung bekräftigt. Vor der Jahreshauptversammlung des wichtigsten Gesellschafters beider Blätter am 24. April verteilten sie Flugblätter an die Aktionäre.
Auf dieser kritisierten sie den Plan, die überregionalen Seiten von
einer ausgegliederten Gesellschaft im Hause des Schwesterblatts
Lübecker Nachrichten produzieren zu lassen, als Fehler. „Zum einen ist
die Sichtweise der Leser in Mecklenburg-Vorpommern auch auf nationale
und internationale Ereignisse immer noch eine andere als in
Schleswig-Holstein. Zum anderen sind die Pläne ein schwerer Schlag für
die engagierte Belegschaft in Rostock, weil sie journalistische
Kompetenz am Standort und wichtige Arbeitsplätze für
Mecklenburg-Vorpommern kosten würde.“
Während die Leser der Lübecker Nachrichten bereits vor Monaten über die beabsichtigte Bildung der gemeinsamen Mantelredaktion mit der Ostsee-Zeitung in Lübeck unterrichtet wurden, mussten sich die Leser zwischen Grevesmühlen und Usedom gedulden. Erst am 19. April fand das Projekt den Weg ins Blatt, in Zusammenhang mit dem Wechsel an der Spitze der Chefredaktion: „Jan Emendörfer löst zum 1. Mai Manfred von Thien (52) ab, der als Redaktionsdirektor die in Gründung befindliche gemeinsame Mantelredaktion von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten leiten soll.“
Die Kritik an dieser Entscheidung musste auch, Mathias Döpfner,
Vorstandschef des OZ-Haupt-Gesellschafters Springer zur Kenntnis
nehmen. In seiner Antwort fand das Projekt Kooperation/Fusion und
Bildung einer gemeinsamen Mantelredaktion in Lübeck breiteren Raum in
der Ostsee-Zeitung (25.04.2008): „,Die regionale Identität und
Verankerung der OZ wird dadurch nicht beeinflusst‘, sagte Döpfner. Die
Gesellschafter von OZ und LN hätten ein eindeutiges Bekenntnis zu den
Standorten Rostock und Lübeck abgegeben, erklärte der Vorstandschef. An
beiden Standorten werde hochprofessionell und sehr erfolgreich eine
Tageszeitung produziert, an beiden Standorten gebe es demnächst
modernste Druckereien, die hochwirtschaftlich produzieren.“ (siehe
Echo)
Zumal es Alternativen gibt! Das unterstrichen die Aktionäre unter den Mitarbeitern in einer mit Applaus bedachten Rede auf den Hauptversammlung: „Wir wollen die Zusammenarbeit zweier wirklich gleichberechtigter Partner, denn sowohl in Rostock als auch in Lübeck wird seit Jahren mit viel Herzblut eine gute Zeitung gemacht. Darum der – leider immer wieder abgelehnte – Vorschlag einer redaktionellen Schaltzentrale an beiden Standorten. Der Vorschlag einer fairen Aufgabenteilung für die Mantelredaktion, zum Beispiel hier die Politik, dort die Service-Redaktion. Das wäre ein Stück deutsche Einheit auf Augenhöhe, darauf könnten alle stolz sein.“
In seiner Antwort lobte Springer-Vorstandschef hoch professionelle Arbeit am Standort Rostock und widersprach Befürchtungen, die gemeinsame Mantelredaktion werde negative Auswirkungen auf die Ostsee-Zeitung haben. Einer Stellungnahme zum Vorschlag einer fairen Teilung der redaktionellen Aufgaben und damit Arbeitsplätzen zwischen Rostock und Lübeck wich er allerdings aus. Stattdessen stellte er in Aussicht, Bestandteile der kaufmännischen Verwaltung in Rostock ansiedeln zu wollen.