Während man im Radisson-Blue-Hotel in der Rostocker Innenstadt zum festlichen Stelldichein rüstete, versammelten sich die Demonstrierenden vor dessen Zufahrt. Auf Flugblättern mit dem Titel „Stark machen für Arbeitsplätze in MV“ informierten sie Passanten und eintreffende Gäste über die Situation bei der Ostsee-Zeitung (OZ). Auch Plakate an Straßen, die auf dem Weg zum Veranstaltungsort liegen und um diesen herum machten deutlich: „Unser Land braucht seine Zeitungen. Qualität und Vielfalt sichern.“
Die Sorgen um die Zukunft von Mecklenburg-Vorpommerns größter
Tageszeitung teilen offenbar viele. So machte Ministerpräsident Erwin
Sellering zunächst bei der Kundgebung Station, bevor er auf dem Empfang
in seinem Grußwort die aktuellen Umbrüche in der Medienbranche einging:
„Die Regionalzeitungen sollten nicht das Pfund herschenken, mit dem sie
am ehesten wuchern können: die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern.“
Sellering bezeichnete die Nähe als entscheidenden Vorteil der
Heimatblätter, durch den sie auch in der Konkurrenz zu neuen Medien
bestehen könnten.
Auch OZ-Geschäftsführer Thomas Ehlers sah sich veranlasst, auf die Kundgebung einzugehen. Er sprach von der erforderlichen Neugestaltung von Abläufen und kündigte weitere Investitionen in die Technik an. „Wir bekennen uns zur Region, zu den Menschen, die hier leben und arbeiten.“
Unlängst hatte Ehlers freilich langjährigen Mitarbeitern aus Rostock
den Stuhl vor die Tür gesetzt: Sie erhielten ihre Kündigung, weil
entgegen früherer Zusagen Teile der Verwaltung aus Rostock nach Leipzig
verlagert werden sollen. Weil Vorschläge zur Standort- und
Beschäftigungssicherung ungehört blieben, forderte die Gewerkschaft
ver.di zu Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag auf, zumal
weitere Bereiche des Verlages demnächst umstrukturiert werden
soll.