Ver.di und Deutscher Gewerkschaftsbund fordern: Damit die Presse
dauerhaft ihre wichtige Aufgabe in der Demokratie wahrnehmen kann,
müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Transparenz über die
wirtschaftlichen Verflechtungen sind ebenso ein Gebot der Stunde wie
die Stärkung der Mitbestimmungsrechte in den Redaktionen.
Die Delegierten der Landesbezirkskonferenz Nord 2007 folgten dem Antrag von des Fachbereichs Medien, Kunst und Industrie und der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) Mecklenburg-Vorpommern: Der ganze Landesbezirk Nord wird die Anstrengungen unterstützen, die Transparenz über Print-Medien im Nordosten zu verbessern und die innere Pressefreiheit in den Redaktionen zu fördern.
Aus der Begründung: „Für die Gewerkschaftsarbeit sind Medien und
Journalisten Partner und (kritische) Begleiter. Daher sind die
Arbeitsbedingungen in der Presse wichtig - haben sie doch einen
wesentlichen Einfluss auf die Berichterstattung.“
Die Delegierten aus allen 13 Fachbereichen von ver.di folgten der
Einschätzung, dass die Presselandschaft Mecklenburg-Vorpommerns schon
jetzt weitgehend konzentriert ist. Diese wird von drei
Zeitungsverlagen beherrscht, die sich in der Hand von Mutterfirmen aus
den alten Bundesländern befinden und direkt oder indirekt auch den
Markt der Anzeigenblätter dominieren; hinzu kommen Beteiligungen an
elektronischen Medien. Der Befund: „Diese Wirtschafts- und
Meinungsmacht unterliegt keiner wirksamen Kontrolle.“
Ein Ansatz, dies zu ändern könnte darin liegen, das Pressegesetz des Landes zu überarbeiten, um zum Beispiel die Bildung von Redakteursvertretungen zu ermöglichen. „Damit werden die Möglichkeiten einer demokratischen Mitwirkung der Redakteure verbessert, die durch den Tendenzschutzparagraphen 118 der Betriebsverfassung massiv eingeschränkt sind.“ Diese Vertretung könnte unter anderem Redaktionsstatute mit dem Verleger verhandeln.
Doch geht es in der Initiative nicht allein um die Belange der
Redakteure, sondern um die Allgemeinheit. Schließlich existiert die
Presse nicht um ihrer selbst willen, sondern sie erfüllt eine wichtige
Aufgabe für die Demokratie.
Deswegen hat nach Auffassung von ver.di die Öffentlichkeit ein Recht zu
erfahren, welche Unternehmen oder Personen hinter der jeweiligen
Zeitung stecken. Zudem sollten die Verlage durch Aufstellung und
Veröffentlichung publizistischer Grundsätze klar machen, welchen
Leitlinien sie folgen. So kann jeder Leser überprüfen, ob der selbst
definierte Anspruch auch eingehalten wird.
Zuvor hatten bereits die Delegierten der ver.di-Bezirke in
Mecklenburg-Vorpommern ähnlichen Anträgen zugestimmt.
Dieses Anliegen machte sich auch der DGB zu eigen. In den Forderungen an die künftige Landesregierung heißt es unter dem Punkt „Medienpolitik“: Das Landespressegesetz muss überarbeitet werden. „Aus gewerkschaftlicher Sicht ist es dringend geboten, das Instrument des Redaktionsstatuts bei einer erneuten Novellierung gesetzlich zu verankern.“
Dem Gedanken folgten SPD und CDU im Koalitionsvertrag ansatzweise:
„Die Koalitionspartner prüfen eine Novellierung des
Landespressegesetzes“, lautet Ziffer 366 des Papiers.