Journalisten der Ostsee-Zeitung setzen Streik fort
Mit einer Demonstration in Rostock protestieren Redakteure gegen die starre Haltung der Norddeutschen Verleger, die trotz hoher Gewinne massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen durchsetzen wollen und damit die Qualität in Frage stellen.
Demonstrierende Journalisten vor dem Rostocker Rathaus.
Angesichts der Verweigerungshaltung des Verbandes des Zeitungsverleger Norddeutschlands (VZN) haben Journalisten der Ostsee-Zeitung (OZ) ihren Ende Juli unterbrochenen Streik fortgesetzt. Mehr als die Hälfte der Redakteure der größten Tageszeitung Mecklenburg-Vorpommerns (Auflage rund 145 000 Exemplare) folgten dem Aufruf der Gewerkschaft ver.di und des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV).
Die Streikenden zogen mit einem Demonstrationszug durch die Rostocker Innenstadt und informierten mit Flugblättern und im persönlichen Gespräch Leser über die Hintergründe des Konflikts, der im eigenen Blatt bisher unerwähnt geblieben war. Mit der Arbeitsniederlegung während der Hanse Sail, dem größten maritimen Ereignis in der Region mit bis zu einer Million erwarteter Gäste, protestieren sie gegen die von den Verlegern beabsichtigte Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen, die sich negativ auf die journalistische Qualität auszuwirken droht.
Ohne entsprechend qualifizierte und motivierte Mitarbeiter ist der Medienwandel hin zu digitalen Produkten, die über das Internet verbreitet werden, nicht zu bestehen, argumentieren DJV und ver.di. Sie verwiesen auf seit Jahren stagnierende Gehälter bei stetig zunehmender Arbeitsbelastung, die den Beruf zunehmend unattraktiv machten.
Der VZN verweigert sich seit Monaten dem maßvollen Bundestarifabschluss, den seine Vertreter selbst mit ausgehandelt haben. Bei der ersten Gesprächsrunde auf regionaler Ebene, die Ende Juli stattfand, hatten die Verleger stattdessen unter anderem deutliche Verschlechterungen zu Lasten neuer Kollegen verlangt – obwohl die Ostsee-Zeitung nachweislich Millionengewinne an ihre Muttergesellschaft Lübecker Nachrichten (LN) und den sie dominierenden Madsack-Konzern (Hannover) abführt. Zwischenzeitlich ist es auch bei LN und Kieler Nachrichten zu Warnstreiks gekommen.
Die Verhandlungen werden am 12. August in Hamburg fortgesetzt.