Streikende versammeln sich vor dem OZ-Gebäude in Rostock.
Urheber: Michael Zumpe
Journalisten bei OZ streiken gegen drohende Verschlechterungen
Der Verband der Zeitungsverleger Norddeutschlands will in regionalen Verhandlungen über den Kompromiss auf Bundesebene deutlich hinausgehende Kürzungen durchsetzen.
Vor der Fortsetzung der sich im Norden seit mehr als einem Jahr hinziehenden Tarifverhandlungen haben Journalisten der Ostsee-Zeitung (OZ) die Arbeit niedergelegt. Sie folgten am Sonn- und Montag dem Streikaufruf des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) und der Gewerkschaft ver.di, um sich gegen drohende weitergehende Verschlechterungen ihrer Arbeitsbedingungen zur Wehr zu setzen.
Hintergrund des Konflikts ist die Entscheidung des Verbandes der Zeitungsverleger Norddeutschlands (VZN), den mit seiner Beteiligung ausgehandelten Kompromiss zu verwerfen, der zum 1. Juli bundesweit in Kraft getreten ist. Er sieht weitreichende Zugeständnisse zugunsten der Medienunternehmen vor: Neu einzustellende Mitarbeiter werden in ihrem Berufsleben rund fünf Prozent weniger verdienen. Für alle Journalisten wurden Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld reduziert. Im Norden sollten diese Kürzungen schneller als in anderen Bundesländern umgesetzt werden. Im Gegenzug wurde eine moderate Erhöhung der Einkommen um vier Prozent in zwei Stufen bis 2015 vereinbart.
Nicht genug, erklärte der VZN und forderte tiefere, bislang nicht konkret benannte Einschnitte, die sich auf etwa 15 Prozent summieren sollen. Begründet wird dies mit dem Strukturwandel in den Medien von gedruckten zu digitalen Produkten. Allerdings zeigen die Bilanzen stabile Gewinne, die OZ (verkaufte Auflage mehr als 140000 Exemplare) überweist jährliche Millionen an ihre Mutterfirma Lübecker Nachrichten (LN) und deren Hauptgesellschafter, die Mediengruppe Madsack (Hannover).
Für die Bereiche Druck und Verlag war ein ähnlicher Vorstoß des VZN Anfang Juni gescheitert: Nach deutlichen Streikdrohungen hatten die Verleger eingelenkt, die zunächst in Frage gestellten Manteltarifverträge unangetastet gelassen und in der zweiten Verhandlungsrunde einer Erhöhung von Löhnen und Gehältern um 3,8 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zugestimmt.
Auch die Mitarbeiter der Redaktions Service Gesellschaft (RSG), die Seiten für OZ und LN produzieren, haben aus Sicht der Gewerkschaft Anspruch auf die Erhöhung. Der für sie 2008 abgeschlossene Firmentarif regelt die Anwendung bundesweiter Verträge – wenn es keine regionalen gibt.