Zwei Gesichter einer Zeitung: Am gleichen Tag, an dem das aufwändig sanierte Pressehaus eröffnet wird, übergibt die Geschäftsleitung der Ostsee-Zeitung Mitarbeitern Kündigungen. Auf Biegen und Brechen will sie offenbar ihr Ziel durchsetzen, die Buchhaltung – entgegen anderer Zusagen vor wenigen Monaten – nach Leipzig zu verlagern. „Wir empfinden das Vorgehen als geschmacklos: Mittags werden die blauen Briefe verteilt; kurz darauf schreitet man zur Feierstunde“, erklärte Michael Pfeifer von der Gewerkschaft ver.di.
Die Betroffenen und viele ihrer Kollegen wollten den Rausschmiss nicht still hinnehmen. Unter Sirenengeheul und einem gellenden Pfeifkonzert zogen sie vor das OZ-Pressehaus am Rostocker Steintor, wo hinter der teuren Glasfassade gerade die Einweihungsparty stieg. Mit Flugblättern informierten die Demonstrierenden Passanten, die an der belebten Kreuzung vorbeikamen.
Ob Zufall oder nicht. Nach wenigen Minuten fuhr eine Polizeistreife vor. Liegen die Nerven bei den Herren blank?
Bei den Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag setzt man noch
auf die harte Tour: Die Forderungen von ver.di nach angemessenen
Entschädigungen und Qualifizierungsmaßnahmen für gekündigte Mitarbeiter
wurden mit einem klaren Nein beantwortet. Die Zeichen stehen im Vorfeld
der Betriebsversammlung in der kommenden Woche auf Sturm.