Dumping abgewehrt: Bundesabschluss für Redakteure gilt im Norden
Unter dem Eindruck heftiger Streiks rücken die Verleger in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zumindest vorerst von ihren Forderungen nach Verschlechterungen für Journalisten ab.
Streikende Journalisten vor dem Verhandlungsort in Hamburg.
Der Verband der Zeitungsverleger Norddeutschlands (VZN) ist mit dem Versuch gescheitert, den bundesweiten Tarifvertrag für Redakteure zu unterlaufen. Unter dem Eindruck massiver Streiks bei der Ostsee-Zeitung (OZ), den Kieler und Lübecker Nachrichten (KN, LN) und der Dithmarschen Landeszeitung wurde bei der zweiten regionalen Gesprächsrunde in Hamburg eine Übereinkunft erzielt, wonach die Beschäftigten im Norden auch künftig bezahlt werden wie ihre Kolleginnen und Kollegen im Rest Deutschlands.
Der VZN war zuvor vom bundesweit geltenden, nach monatelangen Verhandlungen im April erst erzielten Tarifabschluss zurückgetreten. Er hatte von den Redakteurinnen und Redakteuren erhebliche Abstriche gefordert – vor allem mit Blick auf künftig einzustellende Mitarbeiter.
Mehr als 100 Streikende unterstrichen mit einer Kundgebung am Verhandlungsort die Ablehnung dieser Pläne, die VZN-Verhandlungsführer Thomas Ehlers, der Geschäftsführer von OZ und LN ist, noch einmal bekräftigt hatte. Er verwies auf angeblich niedrigere Einnahmen der Verlage im Norden gegenüber süddeutschen Unternehmen. Tatsächlich halten sich jedoch die Unterschiede zwischen den Regionen in Grenzen, wie eine von der Gewerkschaft ver.di veröffentlichte Aufstellung belegt.
„Das Ergebnis ist ein Erfolg der Streiks, zu dem ich den wehrhaften Kolleginnen und Kollegen gratuliere", erklärte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Seit Freitag hatten Journalisten bei der OZ und den anderen Blättern die Arbeit niedergelegt. Am Dienstag räumte die größte Tageszeitung im Nordosten die Auseinandersetzung, die mittlerweile deutliche Spuren in den elf Lokalausgaben hinterlassen hatte, erstmals gegenüber den Lesern ein.
In einer Erklärung kündigte der VZN an, „seine Forderungen in der nächsten Tarifrunde erneut vorzubringen“. Vereinbart wurde mit dem Abschluss von Hamburg ein Dialog über Fragen der Ausbildung, der Qualifizierung und die Gehaltsstrukturen in den Redaktionen.