Pressegesetz: DGB fordert Politik zum Handeln auf
Die dramatische Situation der Zeitungen in Mecklenburg-Vorpommern ist bei den Koalitionsverhandlungen in Schwerin in den Blickpunkt gerückt. Zu den neun zentralen Forderungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes an eine SPD-geführte Landesregierung gehört die Änderung des Landespressegesetzes.
„In Mecklenburg-Vorpommern erscheint keine wirklich selbstständige Zeitung mehr. Die Basis für kritischen Journalismus wird durch Tarifflucht und Umstrukturierungen der Verlage ausgehöhlt.“ Mit dieser dramatischen Entwicklung begründet DGB-Regionsvorsitzender Uwe Polkaehn, warum der Deutsche Gewerkschaftsbund die seit Jahren geforderte Änderung des Landespressegesetzes an so prominente Stelle gerückt hat.
Die Forderungen des DGB an die neue Landesregierung
- Guter Lohn für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern
- Industriepolitik und Energiewende - Chancen für neue und gute Arbeit
- Kommunale Finanzausstattung und öffentliche Daseinsvorsorge
- Zukunft Öffentlicher Dienste sichern und weiterentwickeln
- Für ein weltoffenes und demokratisches Mecklenburg-Vorpommern
- Finanzierung der politischen Bildung sicherstellen
- Gute Bildung für alle
- Unser Land braucht seine Zeitungen
- Frauen in Führungspositionen
Zu den neun „zentralen Forderungen an eine SPD-geführte
Landesregierung“, die der DGB Ministerpräsident Erwin
Sellering und den Koaltionsfraktionen vorgelegt hat, gehört auch das
Thema „Unser Land braucht seine Zeitungen“. Der Gefährdung der
Presselandschaft in Mecklenburg-Vorpommern als „Vierte Gewalt“ müsse
sich die Landespolitik offensiv annehmen, fordert Polkaehn. Daher
müssten in einem novellierten Landespressegesetz ebenso mehr
Transparenz über Besitz- und Verteilungsverhältnisse in den Verlagen
wie demokratische Mitwirkungsrechte für Journalisten festgeschrieben
werden. Es gehe um den Erhalt qualifizierter Arbeitsplätze am
Medienstandort Mecklenburg-Vorpommern.
Das Thema dürfte den
Koalitionären gut vertraut sein. Zweimal beriet der Innenausschuss in
der vergangenen Legislaturperiode über die trostlose Presselandschaft
in Mecklenburg-Vorpommern, und im Oktober 2009 gab es im Landtag eine
rege Debatte über den erstmals erstellten Bericht zur Entwicklung der
Medienlandschaft. Dass das Parlament aufmerksam wie nie zuvor auf die
Nöte der von Tarifflucht, Ausgliederungen und Entlassungen geprägten
Branche blickte, daran hat „Qualität und Vielfalt sichern“ wesentlichen
Anteil. Die von DGB, ver.di und dem Deutschen Journalisten-Verband
getragene Initiative hatte die Probleme immer wieder in den Blickpunkt
gerückt.
Den Worten sollten nun Taten folgen. Immerhin räumten bei
einer Umfrage der Initiative, die die demokratischen Parteien mit drei
Wahlprüfsteinen konfrontierte, mit Ausnahme der FDP alle Befragten
Handlungsbedarf für die Änderung des Landespressegesetzes ein.