Kundgebung vor dem Pressehaus der Ostsee-Zeitung.
Binnen weniger Minuten füllte sich Punkt 13 Uhr die Lindenstraße am Pressehaus der Ostsee-Zeitung. Mitarbeiter des größten Blattes Mecklenburg-Vorpommerns versammelten sich, um ihre Forderung nach einem Tarifvertrag zur Regelung der Kooperation bzw. Fusion mit den Lübecker Nachrichten zu bekräftigen. Unterstützung erhielten sie von Bürgern, die die Sorge um die Zukunft ihrer Heimatzeitung teilen. Die Teilnehmer der Kundgebung unter dem Motto „Weil wir hier zu Hause bleiben wollen“ zogen an die belebte Steintor-Kreuzung, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.
Betriebsratsvorsitzender Robert Haberer dankte für die Solidarität, die sich unter anderem in Hunderten Unterschriften dokumentiert: „Unser Land braucht diese Zeitungen, denn andere hat es nicht!“ Man könne die Presse nicht mit anderen Wirtschaftszweigen vergleichen, da die Leser praktisch keine Alternativen hätten. Daher sei es wichtig, dass sich die Öffentlichkeit einmische, wenn es darum gehe, die Eigenständigkeit und journalistische Kompetenz der Ostsee-Zeitung und damit qualifizierte Arbeitsplätze am Standort Rostock zu sichern.
Beim Auftakt in der Lindenstraße.
„Die Bildung einer gemeinsamen Mantelredaktion in Lübeck stellt nur einen Anfang dar“, warnte Michael Pfeifer vom Fachbereich Medien, Kunst und Industrie der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Eine Beratungsfirma untersuche gegenwärtig den Anzeigenbereich, die Umstrukturierung der Verwaltungsabteilungen stehe an und auf der neuen Zeitungsrotation in Lübeck könnten auch Ausgaben der Ostsee-Zeitung gedruckt werden. „Daher sind verbindliche Zusagen zur Beschäftigungs- und Standortsicherung nötig, damit die Ostsee-Zeitung in diesem Prozess nicht schrittweise immer weiter reduziert wird. Dieses Mindestmaß an Sicherheit will die Geschäftsleitung bislang leider nicht geben.“
Sibylle Ekat vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) sieht mit der
Kundgebung die Forderung bekräftigt, journalistische Kompetenz am
Standort Rostock zu bewahren: „Die größte Zeitung unseres Bundeslandes
darf nicht auf eine Rumpfredaktion reduziert werden.“ Sie erneuerte in
diesem Zusammenhang die Forderung an die Landespolitik, die
demokratischen Mitwirkungsrechte der Journalisten zu stärken. „Die
Möglichkeit zur aktiven Mitwirkung von Redakteuren ist eine wichtige
Voraussetzung für die Qualität unserer Zeitungen, um ein Gegengewicht
zu den vorrangig rendite-orientierten Verlegern zu schaffen.“