Auf Sparkurs: Nord-Verleger verlassen den Flächentarif
Trotz millionenschwerer Gewinne sollen den Beschäftigten bei der Ostsee-Zeitung (OZ) und anderen Blättern die Einkommen gekürzt werden.
Schlechtes Timing: Kurz bevor OZ-Geschäftsführer Thomas Ehlers – gleichzeitig Wortführer im Verband der Zeitungsverlage Nord (VZN) – der Belegschaft per Hausmitteilung den Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag für Redakteure verkündet, erscheint im Bundesanzeiger die „korrigierte Bilanz“ des Mutterhauses Lübecker Nachrichten (LN). Sie zeigt, dass die Rostocker bei einem Umsatz von 45 Millionen Euro zuletzt 7,2 Millionen Euro zu einem Gesamtergebnis von 8,1 Millionen Euro der beiden Titel beigetragen haben.
Gleichwohl beklagt der VZN gegenüber den Gewerkschaften die angeblich besonders schwache Ertragskraft der Verlage im Norden. Mit der im neuen Tarifvertrag eigens für Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein vereinbarten vorzeitigen Absenkung von Sonderzahlungen für Journalisten und anderen Zugeständnissen zu Lasten der Beschäftigten sei dem „keineswegs im erforderlichen Umfang Rechnung getragen“. Das müsse nun auf regionaler Ebene nachgeholt werden.
Für die Mitarbeiter in den Bereichen Druck und Verlag, bei denen traditionell im Tarifbezirk „Küste“ allein verhandelt wird, haben die Verhandlungen bereits begonnen. Der VZN agiert durchsichtig: Beim ersten Termin bot er eine Lohnerhöhung in zwei Stufen von zweimal 1,5 Prozent an. Die zweite Tranche soll es freilich erst geben „wenn es bis dahin zu einer Einigung über Änderungen in den Manteltarif- und Gehaltstarifverträgen gekommen ist“. Im Klartext: Wenn im Gegenzug zu dem mageren Lohn-Plus Abstriche bei Zuschlägen, Sonderzahlungen und anderen Punkten akzeptiert werden. Schließlich wolle man eine gewisse Gleichbehandlung mit den Journalisten erreichen.
Was die Betroffenen aus Verlag, Technik und Redaktion von diesen Forderungen halten, dokumentierten sie bei einer Kundgebung vor dem Pressehaus in Rostock. Unter dem Motto „Ran an die Schmalzstullen! Wir sind zu gut für günstig!“ hielten sie eine Protestkundgebung ab.